China hat 62 Kampfflugzeuge in Richtung der ostasiatischen Inselrepublik Taiwan geschickt - und damit so viele binnen eines Tages wie nie zuvor in diesem Jahr. Das teilte Taiwans Verteidigungsministerium am Samstag mit. 47 der Flugzeuge seien dabei in Taiwans Luftverteidigungszone eingedrungen. Am 15. Mai war mit 45 Flugzeugen der bisherige Höchstwert registriert worden war. China schickt fast täglich Militärflieger Richtung Taiwan.
Am Donnerstag hatte Chinas Volksbefreiungsarmee eine zweitägige Militärübung rund um Taiwan gestartet, während der offenbar auch eine Blockade der Insel simuliert werden sollte. Die Militärübung fand drei Tage nach der Amtseinführung von Taiwans neuem Präsidenten Lai Ching-te statt. Seine Demokratische Fortschrittspartei (DPP) hatte im Januar die Präsidentschaftswahl gewonnen und tritt für einen Peking-kritischen Kurs ein. Die regierende Kommunistische Partei in Peking wirft der DPP Separatismus vor.
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz
Lais Antrittsrede war in China als "Bekenntnis zur Unabhängigkeit" gewertet worden. Darin hatte Lai eine "glorreiche Ära" für Taiwans Demokratie angekündigt. Der chinesische Verteidigungsministeriumssprecher Wu Qian sagte am Freitag, Lai bedrohe das Ein-China-Prinzip, dies bringe "unsere Mitbürger in Taiwan in eine gefährliche Situation von Krieg und Gefahr".
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, obwohl dort seit Jahrzehnten stets unabhängige und demokratisch gewählte Regierungen an der Macht sind. Die Führung in Peking hat bereits mehrmals damit gedroht, die mehr als 23 Millionen Einwohner zählende Insel und das Festland mit militärischen Zwangsmitteln zu vereinen. Neben regelmäßigen Übungen der Streitkräfte fliegen beinahe täglich Kampfflugzeuge in Richtung Taiwan, um die militärische Macht der Volksbefreiungsarmee zu demonstrieren.