Brics-Gipfel Präsident Xi verpasst eigene Rede – China-Experten rätseln über Grund für seine Abwesenheit

Chinas Präsident Xi wurde in Johannesburg empfangen und nahm bereits öffentlichkeitswirksam an Veranstaltungen teil. 
Chinas Präsident Xi wurde in Johannesburg empfangen und nahm bereits öffentlichkeitswirksam an Veranstaltungen teil. 
© GIANLUIGI GUERCIA / POOL / AFP
Chinas Präsident Xi Jinping hat beim diesjährigen Brics-Gipfel eine angekündigte Rede nicht gehalten, sondern einen Minister geschickt. Xis zwischenzeitliche Abwesenheit sorgte für viele Spekulationen. 

Beim Brics-Gipfel in Südafrika ist Chinas Präsident Xi Jinping zu einem öffentlichen Termin nicht erschienen. Das berichten mehrere internationale Medien und die DPA. Bei einem Forum sollte der Machthaber eine Rede halten, habe aber unerwartet Chinas Handelsminister Wang Wentao geschickt, um vor den Teilnehmern zu sprechen. Nach der Veranstaltung habe Xi an einem Abendessen der Staatschefs teilgenommen. 

Experten zufolge sei die Abwesenheit Xis sehr ungewöhnlich. Vor allem, da der Präsident bereits in Johannesburg eingetroffen ist und die Brics-Staaten eines der wichtigsten Bündnisse für die Volksrepublik seien. Ein Stipendiat des "China Power Project", einem Forschungsprojekt des amerikanischen Thinktanks CSIS, sagte dem US-Nachrichtensender CNN: "Es scheint, dass etwas Xi von der Sitzung ferngehalten hat. Es könnte ein gesundheitlicher Zwischenfall gewesen sein oder vielleicht eine dringende Angelegenheit, die seine Aufmerksamkeit erforderte." Er halte es auch für möglich, dass der chinesische Präsident mit einer Entwicklung auf dem Gipfel nicht einverstanden war. 

"Zu sagen, dass [Xis Abwesenheit] außergewöhnlich ist, wäre eine Untertreibung, da chinesische Staatsoberhäupter niemals hoch choreografierte Veranstaltungen wie diese versäumen", sagte das "China Global South Project" gegenüber dem britischen "Guardian". Es sei binnen weniger Monate bereits die zweite Veranstaltung der Brics-Staaten, die ein hochrangiger chinesischer Politiker verpasst habe. Der ehemalige Außenminister Qin Gang, welcher seit mehreren Monaten nicht in der Öffentlichkeit zu sehen war, verpasste das letzte Treffen der Brics-Außenminister. 

China thematisiert Xis Abwesenheit nicht

Die chinesische Regierung scheint Xis Abwesenheit überspielen zu wollen. In einem Tweet schreibt Hua Chunying, eine Sprecherin des Außenministeriums Chinas: Präsident Xi Jinping hielt eine Rede bei der Abschlussfeier des #BRICS Business Forum 2023. Präsident Xi sagte, die Veränderungen in der Welt, in unserer Zeit und in der Geschichte vollziehen sich in einer Weise wie nie zuvor und bringen die menschliche Gesellschaft an einen kritischen Punkt." Dazu teilte sie ein Foto des vollen Versammlungsraums, in dem die Rede stattfinden sollte.  

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Langjährige Beobachter der Volksrepublik gingen davon aus, dass auch in Zukunft eine Erklärung für die Abwesenheit des Präsidenten ausbleibt. In China könne aus allem ein Staatsgeheimnis gemacht werden, sagte die Geschäftsführerin des "German Marstall Fund" dem Sender "CNN". Doch beruhigen werde sich die Lage dadurch nicht. "Die in letzter Minute getroffene Entscheidung, das Wirtschaftsforum auszulassen, wirkt noch seltsamer. Durch den Mangel an Informationen durch die Volksrepublik China werden die Gerüchte also weitergehen", sagte Bill Bishop, Autor eines Newsletters über Chinas Angelegenheiten, dem "Guardian". 

Die Brics-Staaten sind ein Staatenbündnis bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Beim diesjährigen Gipfel in Südafrika nahmen alle Staatsoberhäupter teil, nur Russlands Präsident Putin wurde digital dazugeschaltet. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vor, weswegen er auf südafrikanischem Boden verhaftet werden könnte. 

Quellen: "CNN", "The Guardian", "X". DPA

nim