Kaum ist die erste Aufregung über die Enthüllungen des Ex-FBI-Chefs James Comey abgeebbt und der Nachhall des Raketenangriffs auf Syrien verklungen, da steht Donald Trump schon der nächste Ärger ins Haus. Genaugenommen seinem Anwalt Michael Cohen - zunächst. Bei einer Razzia in seinen Räumen wurden jüngst haufenweise Dokumente beschlagnahmt, darunter möglicherweise auch Unterlagen aus den dunklen Ecken des Trump-Universums. Vor Gericht hatte der Jurist deshalb nun verlangt, dass Teile des Materials unter Verschluss bleiben sollen. Jedoch vergeblich.
Donald Trumps Firma hat an vielen Ecken Probleme
Mit der Entscheidung von Richterin Kimba Wood steht die Tür offen für weitere Ermittlungen gegen Cohen und in dessen Folge womöglich auch gegen US-Präsidenten beziehungsweise seiner Trump Organization und/oder deren Führung, den ältesten Trump-Kindern. Verdachtsmomente gibt es reichlich: Geschäfte mit Geldwäschern in Aserbaidschan, korrupte Partner in Indonesien und Georgien oder in Brasilien, wo gegen seine Firma ermittelt wird. Solche zwielichtigen Deals mögen Trumps Anhänger noch als übliche Klüngelei erfolgreicher Geschäftsleute abtun, ganz nebenbei aber lüftete der Gerichtstermin noch einen heimischen Mini-Mediensumpf.
Völlig unerwartet stellte sich bei der Anhörung heraus, dass einer von Cohens Klienten ein Mann namens Sean Hannity ist - Moderator der aktuell erfolgreichsten Sendung der USA auf Fox News. Hannity ist glühender Trump-Fan und Trump ist glühender Hannity-Anhänger. Natürlich ist die gegenseitige Bewunderung nicht verboten und auch nicht, dass der TV-Mann den gleichen Anwalt wie der US-Präsident hat. Problematisch ist eher, dass der 56-Jährige den Verteidiger in seinen Sendungen stets und offensiv verteidigt, ohne zu erwähnen, dass er sein Anwalt ist. Was er auch noch nach Bekanntwerden abstreitet, jedenfalls ein bisschen.
Der Reihe nach: Nachdem der Rechtsanwalt Hannity als seine Klienten geoutet hatte, schrieb der auf Twitter: "Michael Cohen hat mich nie in irgendeiner Sache vertreten. Nur gelegentlich habe ich mit ihm über Rechtsfragen diskutiert, zu denen ich eine Einschätzung brauchte." Dabei sei es um Immobilien gegangen, wie es später hieß. Also alles harmlos? Vielleicht. Nur: Warum besteht Sean Hannity darauf, dass sein "Nicht-Anwalt" Cohen seine Schweigepflicht einhält? Und wenn Hannity gar nicht Cohens Klient ist wie behauptet, dann hätte Cohen vor Gericht gelogen. Andererseits: Als Nicht-Klient hätte Hannity auch kein Recht darauf, dass Cohen über ihre Gespräche schweigt. Zudem: Wenn alles so unverfänglich ist, warum muss erst Richterin Wood die Veröffentlichung von Hannitys Namen verfügen? Lügt also einer der beiden? Oder beide? Oder ist das alles nur ein Missverständnis?
Michael Cohen - Anwalt für besondere Probleme
Für den erfolgreichen Fox-Moderator könnte die Verbindung zu Cohen möglicherweise peinlich werden. Denn der Jurist ist nicht dafür bekannt, epische Verhandlungsschlachten in Gerichtssälen zu schlagen, sondern dafür, Sex-Abenteuer und -Unfälle aus dem Weg zu räumen. So fädelte er eine Schweigevereinbarung mit Pornostar "Stormy Daniels" ein, die einst ein Schäferstündchen mit Donald Trump gehabt hatte. Sein zweiter Klient, Elliott Broidy, ein Großspender der Republikanischen Partei, wiederum hatte ein "Playboy"-Model geschwängert und Cohen gebeten, ihr dafür 1,6 Millionen Dollar zu überweisen. Kurzum: Wer zu Cohen geht, hat auch andere Sorgen als amerikanisches Immobilienrecht.
Als vor wenigen Tagen FBI-Ermittler die Privat- und Geschäftsräume von Michael Cohen gefilzt hatten, beschwerten sich Donald Trump als auch Sean Hannity öffentlich und mehrfach über das Vorgehen der Behörden. "Unakzeptabel, Hexenjagd, Tod des Anwaltsgeheimnisses", entfuhr es ihnen mehr als einmal. Das zuvor ein Staatsanwalt sowie ein Richter der Durchsuchung zugestimmt hatten, haben die beiden tunlichst verschwiegen. Und auch, dass schon seit Monaten gegen Cohen ermittelt wird. Ihm werden unter anderem Bankbetrug und Verstoß gegen Wahlkampffinanzierungsgesetze vorgeworfen.
Keine tollen Nachrichten für Donald Trump
Für Trump sind das alles keine tollen Nachrichten. Sein Verehrer Sean Hannity dürfte sich künftig zurückhalten was seine Lobhudeleien angeht, und über Michael Cohen könnten die Ermittler einen vielleicht sogar zu tiefen Einblick in sein Geschäftsgebaren bekommen. Für Adam Davidson, Autor beim liberalen "New Yorker", sind es die entscheidenden Schicksalstage. "Niemand weiß, wohin der Weg in den nächsten Monaten führen wird, aber wenn wir irgendwann auf diese Woche zurückschauen werden, dann sehen wir den Wendepunkt: den Eintritt in das Endstadium der Präsidentschaft Trumps."