Der in Afghanistan von US-Einheiten inhaftierte Frankfurter Haddid N. ist in deutsche Obhut übergeben worden. Mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Kabul wolle der 23-Jährige nun möglichst bald nach Deutschland zurückkehren, teilte das Auswärtige Amt am Samstag in Berlin mit.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) habe am Freitag in dieser Sache mit seiner US-Kollegin telefoniert. "Ich bin erleichtert über die Lösung des Falls und danke der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton für ihr Engagement", sagte Westerwelle.
Auch die in Frankfurt lebende Schwester von Haddid N. bestätigte, dass ihr Bruder freigelassen wurde. Er befinde sich gerade in der deutschen Botschaft in Kabul und ihm gehe es gut. "Wir haben mit ihm mehrmals telefonieren können. Er wird gemeinsam mit seinem Vater, so bald es möglich ist, nach Deutschland zurückreisen. Wir sind erleichtert und überglücklich, dass wir Haddid bald wieder in die Arme schliessen können."
In den vergangenen Tagen hatte der ASta der Fachhochschule Frankfurt am Main gegen die Verhaftung ihres Kommilitonen durch die US-Truppen protestiert und Unterschriften dagegen gesammelt. Auch Amnesty International und verschiedene Politiker setzten sich für den 23-Jährigen ein. Zeichen der Solidarität, die die Schwester von Haddid N. tief beeindruckte haben. Sie sagt: "Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Studenten und Studentinnen für Ihr Engagement und ihre Anteilnahme der letzten Tage. Sowie allen unseren Freunden, deren Familien und unseren KollegeInnen, die an die Unschuld von Haddid von Anfang an geglaubt haben und uns in dieser schweren Zeit tatkräftig unterstützt haben.
Des Weiteren bedanken wir uns für die Unterstützung von Amnesty International, insbesondere der Bundestagsabgeordneten Christine Bucholz, Dr. Riesenhuber, Tom Koenigs, Hans-Christian Ströbele, Jan Van Aken, Ruprecht Polenz und vielen anderen, die wir namentlich nicht nennen können.
Anwalt und Linke-Politiker erhoben Vorwürfe
Zuvor hatten der Anwalt von Haddid N. und ein Linke-Politiker Vorwürfe gegen die hessischen Behörden erhoben. Polizei und Justiz seien "offenbar Veranlasser" und "Mitinitiatoren der Verschleppung", sagte der Landtagsabgeordnete Hermann Schaus (Linke) am Freitag in Frankfurt. Nach Angaben des Anwalts Friedrich Koch wusste die Polizei von der geplanten Reise des Studenten an den Hindukusch. Vor der Abreise habe der zuständige Staatsschutz der Schwester erklärt, es liege nichts gegen ihren Bruder vor, er könne ausreisen, sagte der Anwalt.
Der Deutsch-Afghane Haddid N. war am 8. Januar von US-Truppen im Haus seiner Familie in Kabul verhaftet worden. Seitdem wurde der 23-Jährige im Militärgefängnis Bagram festgehalten. Der junge Mann war bereits zuvor ins Visier der Frankfurter Justiz geraten. Sie stellte 2010 ihre Ermittlungen ein, weil ihm kein konkreter Kontakt zu Terroristen nachgewiesen werden konnte. Im Zuge des Verfahrens war dem 1987 in Frankfurt geborenen Studenten der Pass entzogen worden, den er später zurückbekam.