Interviews mit bizarrem Inhalt zu geben, hat bei Donald Trump schon fast Tradition. Da machte das Gespräch mit seinem Fox-News-Spezi Laura Ingraham keine Ausnahme. Von ihren seichten Nachfragen kaum irritiert, sprach der US-Präsident geheimnisvoll von "dunklen Schatten" und "Leuten auf der Straße", die seinen Herausforderer Joe Biden kontrollieren würden. Und dann gäbe es da noch dieses "Flugzeug voll von dunkel Uniformierten", die angeblich den jüngst beendeten Parteitag der Republikaner hätten torpedieren sollen. Details dazu könne er erst später nennen, so Trump, Untersuchungen würden noch laufen.
Nun kann man davon ausgehen, dass der Mann aus dem Weißen Haus von Dingen weiß, die der breiten Bevölkerung eher unbekannt sind, aber diese Andeutungen klangen dann doch eher wie wirre Verschwörungstheorien als nach einer konkreten Bedrohung. So gut wie sicher: Die Geschichte vom Schurken-Flugzeug ist nicht neu. Bereits am 1. Juni tauchte eine fast identisch klingende Erzählung auf Facebook auf, wie etwa der US-Sender NBC schreibt. Genauer: Ein Nutzer aus der Stadt Emmett in Idaho hatte in einem Post vor einem Dutzend schwarz gekleideter Menschen in einem Flugzeug aus Seattle gewarnt, die Angriffe auf die Innenstadt und Wohnbezirke planten.
Sheriff muss Falschinformation aufklären
Diese Warnung hatte sich als völlig gegenstandslos erwiesen, dennoch machte sie in anderer Form weiterhin die Runde. In einem anderen Post war plötzlich von einem Flugzeug die Rede, mit denen die Antifa ihre Leute nach Idaho schicken würden – was der örtliche Sheriff angeblich bestätigt hätte. Doch auch das stimmte nicht. Laut NBC sah sich der zuständige Ordnungshüter aus dem Payette County gezwungen, diese Gerüchte in einer Bekanntmachung als "Falschinformation" zu deklarieren.
Warum der US-Präsident vor einem Millionenpublikum eine monatealte und längst widerlegte Verschwörungstheorie aufwärmt, ist unklar. Aber es ist nicht das erste Mal, dass er unbewiesene Behauptungen aufstellt. Zuletzt verbreitete er etwa die Verschwörungstheorie, nach der die Demokratin Kamala Harris nicht für die Vizepräsidentschaft kandidieren dürfe, weil sie eine Tochter von Einwanderern sei. Ähnliches hatte er schon vor vielen Jahren Barack Obama vorgeworfen. Laut der absurden "Birther"-Theorie sei Obama kein gebürtiger Amerikaner und daher auch kein legitimer US-Präsident.
Donald Trump kokettiert mit QAnon-Fans
Vor wenigen Wochen gab der aktuelle Chef des Weißen Hauses sogar damit an, dass ihn die Anhänger der "QAnon-Verschwörungstheorie" verehren würden. "Wie ich verstehe, mögen sie mich sehr, was ich zu schätzen weiß", sagte Trump dazu. Zwar wisse er nicht viel über die Bewegung, habe aber gehört, dass es Leute sind, die unser Land lieben."
Für die QAnon-Anhänger ist der US-Präsident die letzte Verteidigungslinie, die die Welt vor einem satanischen Kult aus Pädophilen und Kannibalen retten werde. Ihrer Ansicht nach würde eine geheime Elite aus Politik und Wirtschaft, Kinder entführen, um aus ihrem Blut Verjüngungsmittel herzustellen. Was wie eine Satire auf die gängigen Verschwörungstheorien klingt, gewinnt zunehmend an Wucht. Zuletzt hatten Facebook und Twitter Abertausende von QAnon-Gruppen und Accounts gesperrt.
Lädt Briefwahl zur Wahlfälschung ein?
Die sozialen Netzwerke hatten auch schon fragwürdige Posts von Donald Trump mit Faktenchecks versehen. Etwa als der US-Präsident auf Twitter behauptet hatte, dass Briefwahlen eine Einladung zur Wahlfälschung seien und daher vermieden werden sollten. In den USA gibt es keine Hinweise darauf, dass die Abstimmung per Post jemals Wahlergebnisse verfälscht hätte.
Quellen: DPA, NBC News