Drohbriefe und Kontakte Terrorangst in England und Frankreich

Einer der Bombenleger von Madrid hatte möglicherweise Verbindungen zu Islamisten in London. Nach der Drohung eines muslimischen Kommandos gegen Frankreich versucht die Regierung, Panik und Angst zu vermeiden.

Einer der mutmaßlichen Bombenleger von Madrid hatte möglicherweise Verbindungen zu Islamisten in Großbritannien. Die britische Zeitung "The Guardian" berichtete am Mittwoch, die Ermittler untersuchten derzeit Kontakte zwischen Nordafrikanern in Großbritannien und Jamal Zougam, der nach den Anschlägen von der spanischen Polizei festgenommen worden war. In Madrid wurde unterdessen ein verdächtiger Algerier unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Gericht gebracht. Er hatte im Januar ein Blutbad in der Hauptstadt angekündigt.

Gespräche mit Londoner Islamisten

Die britische Zeitung "Evening Standard" berichtete, in Zougams Wohnung seien die Telefonnummern von vier Islamisten aus London gefunden worden. Außerdem seien von seinem Mobiltelefon aus Gespräche nach London geführt worden. Die Londoner Polizei wollte sich nicht zu den Zeitungsberichten äußern. Der 30-jährige Marokkaner Zougam war nach Angaben der spanischen Behörden ein Anhänger von Imad Yarkas, dem mutmaßlichen Chef der spanischen El-Kaida-Zelle. Yarkas wird vorgeworfen, in die Planung der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA verwickelt zu sein.

Der verdächtige Algerier Ali Amrous sollte Richter Baltasar Garzon vorgeführt werden. Bei einer Festnahme wegen einer Ordnungswidrigkeit hatte Amrous im Januar in San Sebastian den Beamten zugerufen: "Wir werden Madrid mit Toten füllen."

Gemeinsam mit Zougam hatten die spanischen Behörden zwei weitere Landsleute und zwei Inder festgenommen. Die Zeitung "El Pais" berichtete am Mittwoch, einer der verdächtigen Inder sei offenbar in einen Mordfall verwickelt. Sein Fingerabdruck sei nach dem Überfall auf einen Elektronikladen am Tatort gefunden worden. Bei dem Opfer handelte es sich um den indischen Ladenbesitzer.

Frankreich versucht Panik und Angst zu vermeiden

Nach der Anschlagdsrohung eines angeblichen muslimischen Kommandos gegen Frankreich versucht die Regierung in Paris, Panik und Angst in der Bevölkerung zu vermeiden. Wichtig sei jetzt Wachsamkeit und keine Beunruhigung, erklärten Premierminister Jean-Pierre Raffarin und Justizminister Dominique Perben. Zu der Drohung des bislang unbekannten "Kommandos Mowsar Barajew" sagte Innenminister Nicolas Sarkozy am Mittwoch, das zweiseitige Schreiben trage nach der ersten Prüfung nicht die "übliche Handschrift islamistischer Terroristen".

Eine DNA-Analyse soll Aufschluss über die Urheber geben. Die Ermittler schließen nicht aus, dass die Autoren der Drohung nichts mit islamistischem Terror zu tun haben. In dem Brief war der Vorname des tschetschenischen Terroristen Barajew falsch geschrieben worden.

Erhöhte Alarmstufe

Die in den Tagen nach den Attentaten in Madrid bereits erhöhte Alarmstufe für die Terrorabwehr in Frankreich soll nach dem jetzigen Stand trotz der Drohung nicht verändert werden, erläuterte Sarkozy. Sechs Tage nach den Anschlägen von Madrid mit 201 Toten gilt in Frankreich allgemein die dritthöchste Alarmstufe "orange", für die Bahnhöfe und Flughäfen allerdings bereits das zweithöchste "rot".

Nach Bekanntwerden der Drohungen wegen des Verbots islamischer Kopftücher in französischen Schulen kamen am Dienstagabend Polizei- und Geheimdienstverantwortlichen zu einer Krisensitzung bei Sarkozy zusammen. Mowsar Barajew war der Anführer des Tschetschenenkommandos, das im Oktober 2002 in einem Moskauer Theater 1000 Geiseln genommen hatte. Barajew war bei der Befreiung der Geiseln getötet worden.

Nach Polizeiangaben schließen die Pariser Ermittler zwar eine "tschetschenische Spur" nicht aus. Sie seien aber nicht sehr von dieser Spur überzeugt. Denkbar sei dabei auch, dass es sich um eine Provokation handele oder es einen rassistischen Hintergrund gebe.

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