Nach der Entführung eines israelischen Soldaten durch militante Palästinenser im Gazastreifen hat sich die Lage in Nahost dramatisch zugespitzt. Um für eine Bodenoffensive vorbereitet zu sein, ließ die israelische Armee am Rande des Gazastreifens Truppen aufmarschieren. Israel drohte gleichzeitig Palästinenserpräsident Mahmud Abbas mit dem Abbruch der Beziehungen, sollte der 19-jährige Gilad Shalit nicht freikommen. Die Entführer forderten die Freilassung palästinensischer Gefangener im Austausch für den Soldaten, der auch französischer Staatsangehöriger ist.
Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert schloss einen Häftlingsaustausch aus. Er sagte vor Journalisten in Jerusalem, er habe die Armee angewiesen, sich auf einen "langen und andauernden Militäreinsatz" vorzubereiten. "Wir werden jeden überall finden - niemand ist immun", sagte er.
"Nicht einfach als Geschenk freilassen"
Ein Sprecher der bislang unbekannten Gruppierung "Islamische Armee", die an der Entführung unter Leitung der radikal-islamischen Hamas beteiligt war, sagte vor Journalisten in Gaza, der Soldat werde "nicht als Geschenk an die Europäer oder Araber" übergeben. "Wir haben lange Nächte damit verbracht, eine solche Operation vorzubereiten, wir werden ihn deshalb nicht einfach als Geschenk freilassen, während unsere Gefangenen und die Leichen unserer Märtyrer in Israel sind", sagte der Sprecher namens Abu Muthana. In israelischen Gefängnissen sitzen mehr als 8000 palästinensische Häftlinge.
Ein Armeesprecher bestätigte die israelischen Truppenbewegungen am Rande des Gazastreifens. Gegenwärtig handele es sich um "allgemeine Vorbereitungen". Olmert hatte nach dem tödlichen Angriff militanter Palästinenser auf einen israelischen Grenzposten mit schwerwiegenden Konsequenzen gedroht. Das so genannte Sicherheitskabinett hatte "harte militärische Schritte" in den Palästinensergebieten gebilligt, mit denen jedoch zunächst gewartet werden solle. Nach dem Angriff auf einen Grenzposten südlich des Gazastreifens mit zwei getöteten israelischen Soldaten werde es keine Zurückhaltung mehr geben, warnte Olmert.
Der Entführte wurde gesehen
Der israelische UN-Botschafter Dan Gillerman forderte die internationale Gemeinschaft auf, ebenfalls Druck auf Abbas auszuüben. "Wir wissen, dass Abbas die Autorität, die Informationen und die militärische Fähigkeit hat, diese Situation zu lösen", sagte Gillerman der Nachrichtenagentur DPA in Tel Aviv. "Wenn sich die Situation zuspitzt und Abbas erneut beweist, dass er machtlos ist, wird sich die Lage verschlechtern und für die ganze Region trostlos werden." Der israelische Rundfunk meldete, eine ägyptische Delegation vermittle und habe den Entführten gesehen. Er sei verletzt, aber wohlauf.
Die Bundesregierung verurteilte die Entführung des Soldaten mit aller Schärfe. "Es handelt sich dabei um einen von langer Hand vorbereiteten hinterhältigen Anschlag", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Die Bundesregierung forderte die Entführer ferner auf, Schalit umgehend frei zu lassen.