Für Wladimir Putin war die Reise zum Gipfel in Teheran keine gewöhnliche. Es war das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, dass der Kremlchef den postsowjetischen Raum verließ. Ziel des gemeinsamen Treffens am Dienstag zwischen dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan, Irans Präsident Ebrahim Raisi und dem Kremlchef war die Abstimmung über das Vorgehen in Syrien.
Doch dass die mächtigen Männer auch ihre Differenzen haben, wurde schon bei der Begrüßung deutlich. Eine vielfach geteilte Videoaufnahme der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zeigt Putin, wie er mit gefalteten Händen hin und her wippt, während er auf Erdogan wartet.
Dieser lässt sich betont viel Zeit – fast eine ganze Minute – bevor er den Raum betritt und dem Kremlchef vor den Kameras der Weltpresse die Hände schüttelt. Erdogan ließ Putin seine eigene Medizin kosten, denn der russische Staatspräsident ist ein Meister darin, seine Gegenüber warten zu lassen. Zu einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan tauchte Putin im Juni 2015 mit einstündiger Verspätung auf und auch Donald Trump musste im Juli 2018 bei einem Gipfeltreffen 45 Minuten auf den russischen Staatspräsidenten warten. Spitzenreiterin in der Wartezeit ist jedoch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Über vier Stunden dauerte es, ehe sich Putin am Rande eines Gipfels in Mailand bei Merkel blicken ließ.
Putin, Erdogan und Raisi für Zusammenarbeit in Syrien
Am Ende geloben die drei Staatschefs dennoch eine engere Zusammenarbeit. In einer gemeinsamen Erklärung verpflichten sich die drei Länder dazu, "Terroristen" in Syrien gemeinsam zu bekämpfen. Putin, Raisi und Erdogan wiesen demnach "alle illegitimen Selbstbestimmungsinitiativen" von Gruppen in der Region zurück. Es gehe darum, sowohl die Souveränität und Integrität Syriens als auch die Sicherheit der Nachbarländer zu bewahren.
Das Gipfeltreffen der drei Präsidenten auf Einladung des Iraners Raisi stand im Rahmen des sogenannten Astana-Friedensprozesses, den die drei Länder 2017 aufgenommen hatten. Allerdings verfolgen Moskau, Teheran und Ankara teils stark unterschiedliche Interessen in Syrien. Während Russland und der Iran den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützen, steht die Türkei auf der Seite einiger Rebellengruppen.
Von der Motte zu Putin, dem Ewigen – der blutige Weg des Kreml-Herrn in Bildern

Auch wenn die Syrien-Gespräche im Fokus des Treffens standen, dürfte auch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine Thema gewesen sein. Öffentlich zur Sprache kam der Ukraine-Krieg am Dienstag nicht mehr.

Sehen Sie im Video: Russlands Ex-Präsident Medwedew äußerte, dass eine Nicht-Anerkennung der Krim als Teil Russlands eine Gefahr für das Land sei. ntv-Reporter Dirk Emmerich erklärt vor Ort in Moskau die russische Perspektive auf den Konflikt.