Ein Flugzeug bohrt sich in ein Hochhaus, eine Rauchsäule steht über der Stadt, Sirenen heulen: New York durchlebt ein Deja vu, eine ganze Stadt fühlt sich an einen furchtbaren Septembertag vor rund fünf Jahren erinnert. "Wir haben uns so gefühlt, als ob 9/11 wieder passiert", berichtet Sara Cohen der "Washington Post". "Ich war in Panik", sagt die Krankenschwester, die auf einem nahe gelegenen Bürgersteig läuft, als das Flugzeug in das Belair-Gebäude kracht.
"Die Erinnerungen kommen wieder hoch"
Diane Tarantini wohnt nur wenige Meter entfernt. Sie sitzt in ihrem Garten, als sie einen lauten Knall hört und einen großen Feuerball sieht, der sie an den 11. September erinnert. "Es war sehr Angst einflößend", sagt sie der Nachrichtenagentur AP. "Die ganzen Erinnerungen kommen wieder hoch von Flugzeugen, die in Häuser fliegen, von dem Terror an jenem Tag im September."
Wie Sara Cohen und Diane Tarantini geht es vielen New Yorkern. Während die Menschen im Gebäude um ihr Leben fürchten, versammeln sich hunderte in den Straßen rund um das brennende Hochhaus, viele rufen tränenüberströmt ihre Angehörigen an. In der ganzen Stadt bleiben Fußgänger stehen und starren geschockt in Fernseher, fragen andere Passanten nervös nach Neuigkeiten.
Der Verkehr der gesamten East Side von Manhattan kommt zum Erliegen, berichtet die "Washington Post". Rund 150 Polizisten und mehr als 300 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Vom Gebäude fallen Teile des Flugzeugs herunter. "Wir mussten auf die Knie gehen und uns über die Teile in das Gebäudelobby kämpfen", berichtet der Feuerwehrmann Edward Ryan, einer der ersten am Unglücksort.
Um 14.45 war das Kleinflugzeug des Baseball-Stars Cory Lidle in das 50-stöckige Hochhaus mit vielen Luxus-Apartments geflogen. Lidle und sein Fluglehrer starben, 21 wurden verletzt. Eine davon ist Ilana Benghuri. Sie wohnt im Apartment 40ABG. In ihre Wohnung bohrt sich das Flugzeug. Ilana Benghuri versucht, sich noch in Sicherheit zu bringen, erleidet jedoch Schnittwunden, am Rücken ihre Kleidung fängt Feuer, berichtet ihr Ehemann der "New York Times". Trotzdem schafft sie es mit der Unterstützung einer Frau zum Treppenhaus. "Sie blutete am Nacken, an den Beinen und an den Händen. Sie weinte und bat ihre Helferin, sie ins Krankenhaus zu bringen", berichtet die Putzfrau Patti Charles, die sich ebenfall über die Treppen in Sicherheit bringt.
"Es war sehr erschreckend"
Sana Monayair kann von ihrem Apartment aus die Rettungsmaßnahmen beobachten. Sie wohnt genau gegenüber des Unglücksgebäudes. Beim Einschlag stand sie zufällig auf ihrem Balkon im 37. Stock. "Ich habe gesehen, wie das Flugzeug direkt in das Gebäude fliegt", erzählt sie der "Washington Post". "Es gab eine große Explosion. Es war sehr erschreckend, Gebäudeteile fielen herunter und die Leute schrien"
Flucht aus dem Hochhaus
Zu diesem Zeitpunkt zeigt die Maklerin Donna Olshan interessierten Kunden ein Penthouse in dem Belair-Hochhaus. Per Handy telefoniert sie mit dem Lehrer ihres Sohnes, als das Flugzeug ins Gebäude fliegt. "Es gab einen unglaublich lauten Bums. Es war wie ein Mini-Erdbeben, das mehrere Sekunden lang dauert", erzählt sie der "New York Times". Dem Lehrer sagt sie, dass es eine Explosion gegeben habe und sie nun schnell das Gebäude verlassen müsse. Zusammen mit den Kunden und einer Kollegin kämpft sie sich durch das rauchgefüllte Treppenhaus. Sie müssen an den Stockwerken vorbei, in das das Flugzeug eingeschlagen war. "Ich habe gespürt, wie der Rauch meine Lungen füllt, als wir runter liefen", erzählt Donna Olshan. "Ich habe mir selber gesagt: 'lauf weiter, lauf weiter'".
Zwar verliert sie ihre Begleiter, doch Donna Olshan schafft es, dem Rauch zu entfliehen. Endlich unten angekommen, ruft sie sofort ihre Kollegin an. Die hat sich mit den Kunden aus dem Gebäude geflüchtet. Der Schock scheint jedoch nicht sehr groß gewesen zu sein, denn, so Olshan, "ironischerweise sagte mir die Kollegin, dass die Kunden das Apartment mögen und wahrscheinlich noch mal kommen wollen".