Der amtierende israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hat Forderungen des Nahost-Quartetts und der EU nach einer Waffenruhe im Gazastreifen abgelehnt. Ein Sprecher Olmerts sagte am Dienstag, eine Waffenruhe wäre gegenwärtig ein "Fehler". Israel wolle die am Samstag begonnene Offensive "Gegossenes Blei" nicht beenden, bevor alle Ziele erreicht seien, betonte Sprecher Mark Regev.
"Es wäre ein Fehler, Hamas eine Ruhepause zu gewähren, damit sie sich umgruppieren und neu bewaffnen kann", sagte Regev. Man arbeite aber mit ausländischen Regierungen und internationalen Hilfsorganisationen zusammen, um einen "ständigen Fluss" von Hilfsmitteln in den Gazastreifen zu ermöglichen.
Das Nahost-Quartett aus UN, EU, USA und Russland drängt auf eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen. Nach einer von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon einberufenen Telefonkonferenz ließ das Spitzengremium am Dienstag mitteilen, eine Waffenruhe müsse voll respektiert werden. Zugleich appellierten die Spitzenpolitiker an alle Beteiligten, den "ernsten humanitären und wirtschaftlichen Bedürfnissen im Gazastreifen" zu entsprechen. Es müssten alle Maßnahmen ergriffen werden, um eine kontinuierliche Versorgung mit humanitären Gütern sicherzustellen.
Auch die Europäische Union und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier setzen sich für eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ein. "Wir hoffen auf einen dauerhaften Waffenstillstand", sagte Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner am Dienstagabend am Rande eines Treffens der EU-Außenminister. Frankreich hat noch bis Mittwoch die EU-Ratspräsidentschaft inne.
Bei den schweren Angriffen der Luftwaffe auf Ziele der radikal-islamischen Hamas starben am Dienstag mindestens zehn Menschen, darunter auch zwei Schwestern im Alter von vier und elf Jahren. Trotz des Bombardements und der hohen Opferzahlen zeigte auch die Hamas weiterhin keine Anzeichen für ein Einlenken. Militante Palästinenser feuerten wieder mehr als 20 Raketen und Mörsergranaten auf Israel ab. Eine Rakete schlug im Bereich der Hafenstadt Aschdod und eine in Aschkelon ein. Zuvor waren mehrere Raketen in der Grenzstadt Sderot explodiert.
Als Folge der Militäroffensive sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza seit Samstag 369 Palästinenser getötet und mehr als 1700 verletzt worden. Israel beklagt nach mehr als 200 Raketenangriffen den Tod von vier Menschen. Ungeachtet der fortwährenden Raketenangriffe ließ Israel 100 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern in den Gazastreifen passieren.
Nach Einschätzung der Armee verfügt die Hamas noch über mehrere hundert Raketen. Die Stärke von Hamas schwinde jedoch allmählich, sagte Vilnai dem israelischen Rundfunk. Israel werde die Operation "bis zum Ende ausschöpfen". Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak formulierte drei Ziele der Militäroffensive: Danach will Israel der Hamas einen schweren Schlag versetzen, die Situation im Gazastreifen grundlegend verändern und einen Stopp der Raketenangriffe auf Israel bewirken.
Hamas-Sprecher Ismail Radwan sieht hingegen eine wachsende Unterstützung der Bevölkerung im Gazastreifen seit Beginn der Offensive. Zugleich stellte Radwan klar, dass seine Organisation Israel weder anerkennen noch irgendwelche Konzessionen machen werde.
Ägyptens Präsident Husni Mubarak erklärte unterdessen, er werde an seiner Entscheidung festhalten, den Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Gazastreifen trotz der massiven israelischen Luftangriffe nicht zu öffnen. Nur Hilfsgüter und Verletzte dürften passieren. Wenn Ägypten in der jetzigen Situation die Grenze zu dem von der Hamas kontrollierten Gebiet öffnen würde, könnte Israel versuchen, den Gazastreifen vom Westjordanland "abzutrennen" und die Verantwortung für das Gebiet Ägypten zuzuschieben, begründete Mubarak seine Position. Zugleich setzte er sich gegen Anschuldigungen arabischer Kritiker zur Wehr. Diese schmähen ihn wegen seiner Haltung im Konflikt um den Gazastreifen als "Verräter".
Die israelische Marine hinderte am frühen Dienstag ein Schiff der internationalen Friedensorganisation "Free Gaza" daran, medizinische Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Nach Angaben von Aktivisten und Reportern an Bord der "Dignity" wurde das Schiff von einem israelischen Patrouillenboot gerammt. Das israelische Militär widersprach jedoch dieser Darstellung.