Grenzkonflikt Kurdische Kämpfer schwärmen aus

Die Lage an der türkisch-irakischen Grenze spitzt sich zu. Offenbar sind kurdische Kämpfer im Nordirak Richtung Türkei unterwegs. Die Türkei droht, PKK-Rebellen auch jenseits der Grenzen zu stellen. US-Präsident George W. Bush hat die Kurden aufgefordert, ihre Angriffe einzustellen.

Nach der jüngsten Eskalation im Konflikt zwischen der kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Türkei haben im Nordirak Kämpfer der irakischen Kurdenparteien Stellung bezogen. Das berichteten Augenzeugen in der Provinz Dohuk der Nachrichtenagentur Aswat al Irak. Sie erklärten, die "Peschmerga" seien deutlich sichtbar für jedermann entlang der Grenze zur Türkei ausgeschwärmt. Die türkische Artillerie habe in der Nacht zum Montag zudem Granaten auf ein Dorf nahe der Stadt Zacho abgefeuert. Über mögliche Opfer wurde nichts bekannt.

Angriffe aus Türkei verurteilt

US-Präsident George W. Bush hat die Angriffe kurdischer Rebellen auf türkische Soldaten verurteilt. Derartige Attacken müssten aufhören, ließ Bush in Washington erklären. Die USA würden weiterhin geschlossen an der Seite der Türkei und des Iraks im Kampf gegen die Aufständischen stehen. Bush übermittelte den Familien der Opfer sein Beileid.

Bei den Gefechten an der Grenze zum Irak hatten Mitglieder der Separatistenorganisation PKK mindestens 17 türkische Soldaten getötet. 32 Rebellen kamen nach Angaben des Militärs ums Leben. Die Aufständischen hätten zudem viele türkische Soldaten als Geiseln genommen, berichtete die PKK-freundliche Nachrichtenagentur Firat.

Vertreter der Kurdenparteien im Nordirak hatten die Kämpfer der PKK aus der Türkei aufgefordert, das Land zu verlassen. Gleichzeitig hatten sie jedoch ihr Recht auf Selbstverteidigung betont, sollte die türkische Armee im Nordirak einmarschieren.

Der Präsident der Türkei, Abdullah Gül, bleibt bei seiner harten Haltung gegenüber den PKK-Kämpfern und will die kurdischen Rebellen im Nordirak zerschlagen, wie er jetzt sagte. Die Türkei respektiere zwar die territoriale Integrität des Irak, werde aber "nicht davor zurückschrecken, jeden nötigen Preis zum Schutz ihrer Rechte, ihrer Gesetze, ihrer unteilbaren Einheit und ihrer Bürger zu zahlen", hieß es in einer jetzt veröffentlichten Erklärung des Staatschefs.

Rice bittet um Aufschub der Militäraktion

Ministerpräsident Tayyip Erdogan sagte, US-Außenministerin Condoleezza Rice habe um den Aufschub einer Militäraktion gegen die kurdische Separatistenorganisation PKK um einige Tage gebeten. Auch die Europäische Union hat den Nato-Partner zu einem Verzicht auf einen grenzüberschreitenden Militäreinsatz aufgefordert.

Die Türkei wirft den Regierungen in Bagdad und Washington aber vor, zu wenig gegen PKK-Kämpfer zu tun, die den Nordirak als Rückzugsgebiet benutzten. Das Parlament in Ankara hatte zuletzt mit überwältigender Mehrheit die Erlaubnis für einen Vorstoß in den Nordirak gegeben.

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AP/DPA/Reuters