Schuldensünder Griechenland wird das für dieses Jahr gesteckte Sparziel verfehlen. Das Defizit könne nicht wie mit der EU, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) verabredet auf 7,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gedrückt werden, gab das griechische Finanzministerium bekannt. Stattdessen würden 8,5 Prozent erwartet. Ursache sei der Konjunktureinbruch. 2011 werde die griechische Wirtschaft um 5,5 Prozent schrumpfen, heißt es in der Erklärung des Ministeriums. Für nächstes Jahr wird ein Defizit von 6,8 Prozent des BIP erwartet.
Dennoch muss das Land vorerst nicht fürchten, von den internationalen Hilfsgeldern abgeschnitten zu werden. Nach Angaben von EU-Diplomaten wäre eine solche Schlussfolgerung "verfrüht". Dies wurde am Montagabend beim Treffen der Finanzminister der 17 Euro-Länder in Luxemburg bekannt. Eine Expertengruppe von EU, EZB und IWF ist derzeit in Athen. Diese "Troika" wird nun berechnen, welche Auswirkungen die Rezession der griechischen Wirtschaft auf die vereinbarten Sparziele habe. Dann wird klar sein, ob der Wirtschaftseinbruch wirklich Schuld ist. Griechenland braucht dringend Geld. Es kann die Löhne der Staatsbediensteten und Rentner nur noch für diesen Oktober zahlen. Danach wäre das Land pleite.
Stellenabbau mit Hintertür
Um die Ausgaben zu drücken, will Athen erstmals seit mehr als 100 Jahren Staatsbedienstete entlassen. Auch darüber beriet der Ministerrat unter Vorsitz von Ministerpräsident Giorgos Papandreou. Es geht um bis zu 30.000 Stellen. Wie griechische Medien übereinstimmend berichteten, sollen bis Jahresende etwa 20.000 Staatsbedienstete, die ein bis zwei Jahre vor der Pensionierung stehen, in Frührente gehen. Weitere 1000 Stellen sollen im Zuge von Behördenschließungen ganz wegfallen. Weitere 6000 bis 7000 auf Zeit beim Staat Beschäftigte sollen ebenfalls gehen. Auch 3000 Angestellte bei Betrieben, die vom Staat abhängig sind, sollen entlassen werden, hieß es.
Die Troika hält die Entlassungspläne für halbherzig. Sie ist besorgt, dass nur Staatsbedienstete, die ohnehin kurz vor der Pensionierung stünden, in eine "Personalreserve" geschickt würden. Damit könnte die Reserve zu einer Art Frühpensionierungsprogramm werden, das kaum Geld sparte.
Euro auf tiefstem Stand seit acht Monaten
Die Furcht vor einer Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise drückte am Montag die Börsen. Der Dax verlor 2,3 Prozent auf 5376 Punkte. "Neben den Verlusten der Wall Street am Freitag trübt die Nachricht, dass Griechenland seine Defizitziele verpassen wird, die Stimmung", sagte Aktien-Händler Jonathan Sudaria von Capital Spreads. "Börsianer sind besorgt, dass die Hilfszahlungen und der strikte Sparkurs nicht ausreichen, um die Lage unter Kontrolle zu bringen oder Wachstum zu generieren."
Der Euro fiel an den Devisenmärkten auf den tiefsten Stand seit acht Monaten. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete 1,3320 Dollar nach einem New Yorker Schlusskurs von 1,3384 Dollar am Freitag. Händler und Analysten sagten, der Euro werde wohl in den kommenden Tagen weiter an Boden verlieren.