Im Irak-Konflikt setzen die USA ihren massiven Truppenaufmarsch in der Golfregion fort und haben Regierungskreisen zufolge am Freitag die Entsendung von 35.000 weiteren Soldaten angeordnet.
Truppenstärke verdoppeln
Darunter seien auch 14.000 Marineinfanteristen, verlautete aus den Kreisen. 7000 Marineinfanteristen samt Panzern, Kampfjets und Hubschraubern sollten in den kommenden Tagen von Camp Lejeune im Bundesstaat North Carolina an den Golf verlegt werden. Die übrigen 7000 Marineinfanteristen stammten von Camp Pendleton im Bundesstaat Kalifornien. Der Marschbefehl ist der größte der vergangenen Wochen. Insgesamt soll mit den Ende Dezember befohlenen Verlegungen die Zahl der US-Soldaten in der Golfregion von derzeit etwa 60.000 verdoppelt werden.
Die USA werfen Irak den Besitz von Massenvernichtungwaffen vor. US-Präsident George W. Bush hat angekündigt, das Land notfalls mit militärischer Gewalt zu entwaffnen, sollte es nicht die Abrüstungsforderungen der Vereinten Nationen (UNO) erfüllen. UNO-Chefinspektor Blix hatte am Donnerstag in einem Zwischenbericht vor dem UNO-Sicherheitsrat erklärt, seine Experten hätten bislang keine Hinweise auf Massenvernichtungswaffen in Irak gefunden. Die Regierung in Bagdad habe in ihrem Waffenbericht jedoch viele Fragen offen gelassen. Irak bestreitet den Besitz chemischer, biologischer und atomarer Waffen. Am 27. Januar soll Blix dem Sicherheitsrat, seinen Abschlussbericht vorlegen.
Führende Vertreter der Europäischen Union (EU) hatten sich am Freitag für eine Fortsetzung der UNO-Waffenkontrollen in Irak und gegen einen voreiligen Krieg ausgesprochen.
E-Mails an Irak-Generäle
Das US-Verteidigungsministerium hat unterdessen mehrfach E-Mails an irakische Generäle versandt und sie darin zum Widerstand gegen Staatschef Saddam Hussein aufgerufen. Wie ein Regierungsbeamter in Washington am Freitagabend bestätigte, wurden sie ferner davor gewarnt, einen Befehl zum Einsatz chemischer oder biologischer Waffen gegen die USA und ihre Verbündeten zu befolgen. Es sei das erste Mal, dass diese Art von Überzeugungsarbeit eingesetzt worden sei.
Das Pentagon werde sich weiter darum bemühen, die Loyalität der irakischen Streitkräfte gegenüber Saddam Hussein zu schwächen, erklärte der Beamte. Die E-Mail-Botschaften seien so gehalten gewesen, dass der Absender nicht unmittelbar ersichtlich sei. Wann die Kampagne, über die zuerst der Fernsehsender CNN berichtet hatte, begonnen hat, wurde nicht mitgeteilt. Sie schien jedoch noch sehr neu zu sein.
Das Pentagon hat schon mehrfach Aufrufe zum Sturz von Saddam Hussein in den irakischen Rundfunk lanciert. Ferner wurden immer wieder Flugblätter mit ähnlichem Inhalt über Irak abgeworfen. Unter anderem wurden die Streitkräfte darin aufgefordert, die alliierten Maschinen über den irakischen Flugverbotszonen nicht anzugreifen.