UN-Chefwaffeninspekteur Mohammed el Baradei ist davon überzeugt, dass von Nordkorea eine größere Bedrohung für den Weltfrieden ausgeht als vom Irak. "In beiden Fällen sorgen wir uns um die Weitergabe von Atomwaffen", sagte El Baradei der "Bild am Sonntag". "Der Unterschied ist: Im Irak können wir jetzt mit einem Team hoch qualifizierter Inspekteure prüfen, ob es ein neues Kernwaffenprogramm gibt. Beweise dafür liegen uns nicht vor. In Nordkorea wurden die IAEO-Inspekteure dagegen im Dezember zum Verlassen des Landes gezwungen. Und wir wissen, dass Nordkorea in der Lage ist, atomwaffenfähiges Plutonium herzustellen." Der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) appellierte: "Das darf die internationale Gemeinschaft nicht tolerieren. Alle Staaten sollten gleich behandelt werden."
USA und Großbritannien arbeiten an "Abrüstungsliste" für Irak
Großbritannien und die USA wollen dem Irak eine "endgültige und nicht verhandelbare Liste" über die Abrüstung von Waffen vorlegen. Wie der "Observer" am Sonntag berichtete, wird die Zerstörung dieser Waffen innerhalb der "nächsten sechs Tage" verlangt, wenn ein Krieg noch verhindert werden soll. Laut "Observer" ist der jüngste Bericht von Chef-Waffeninspekteur Hans Blix Grundlage der "spezifischen Abrüstungsforderungen".
"Wir wollen Saddam Hussein ein klares Ultimatum geben. Wir wollen ihm deutlich sagen, was er zu tun hat", sagte ein Sprecher der britischen Regierung dem "Observer". Damit solle unterstrichen werden, dass es immer noch die Chance einer friedlichen Abrüstung gebe. Einzelheiten der Liste wurden in dem "Observer"-Bericht nicht genannt.
Britische Medien: Blair muss bei Irak-Krieg mit Rücktritten rechnen
Im Falle eines Irak-Krieges ohne einstimmige Unterstützung der Vereinten Nationen muss der britische Premierminister Tony Blair mit dem Rücktritt hochrangiger Regierungsbeamter rechnen. Wie der "Sunday Telegraph" berichtete, haben mindestens sechs Privatsekretäre von Kabinettsministern mit Rücktritt gedroht. Sogar ministerielle Rücktritte würden nicht ausgeschlossen.
Laut "Mail on Sunday" sind wegen der Irak-Politik Blairs bis jetzt 40 000 Labour-Mitglieder aus der Partei ausgetreten. In verschiedenen Wahlkreisen sei die Wiederwahl von Labour-Abgeordneten gefährdet, berichtete die Zeitung. Die Mitgliedschaft der Labour-Partei ist nach offiziellen Angaben laut "Mail" von 405 000 im Jahr 1997 auf etwa 272 000 geschrumpft.
Carter gegen Alleingang der USA in Irak-Konflikt
Der frühere US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter hat die US-Vorbereitungen auf einen Krieg gegen Irak ohne UNO-Mandat verurteilt.
Ein solcher Krieg wäre ein ungerechter Krieg und „nahezu beispiellos in der Geschichte zivilisierter Nationen“, schrieb Carter in einem Beitrag für die „New York Times“ am Sonntag. In der US-Außenpolitik habe es eine grundlegende Änderung gegeben. Die bisherige Berechenbarkeit und Überparteilichkeit, die seit mehr als zwei Jahrhunderten der Nation zu ihrer Größe verholfen habe, sei umgekehrt worden. Irak stelle keine direkte Gefahr für die Sicherheit der USA dar.
US-Präsident George W. Bush sieht sich starker internationaler Kritik wegen seiner Drohung ausgesetzt, Irak notfalls mit Gewalt zu entwaffnen und dessen Präsident Saddam Hussein zu stürzen. Saddam hat US-Vorwürfe zurückgewiesen über Massenvernichtungswaffen zu verfügen. Mehrere Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates haben sich gegen einen Krieg und für eine Verlängerung der Arbeit der Waffeninspektoren ausgesprochen.
Carter war zwischen 1977 und 1981 US-Präsident.