Die irakische Opposition will die US-Regierung zu einem Militärschlag gegen Saddam Hussein ermutigen und um Unterstützung für den Aufbau demokratischer Strukturen nach seinem Sturz bitten. Das kündigte Scharif Ali Bin Al-Hussein, Sprecher des Irakischen Nationalkongresses (INC), zum Auftakt eines Washington-Besuches an.
Oppositionelle treffen mit Regierungsvertretern zusammen
An diesem Freitag werden Scharif und Vertreter von fünf weiteren Oppositionsgruppen im Außenministerium mit Regierungsvertretern zusammentreffen. Der INC ist eine Dachorganisation verschiedener oppositioneller Vereinigungen mit Sitz in London.
Kein Widerstand aus der Bevölkerung zu erwarten
Die US-Streitkräfte hätten keinen Widerstand im Irak zu befürchten, sagte Scharif am Donnerstag (Ortszeit) vor Journalisten. »Die gesamte Bevölkerung ist gegen Saddam, einschließlich des Militärs, der Wachen und der Sicherheitskräfte. Es gibt keine einzige Person dort, die für Saddam kämpfen würde.«
Die Oppositionsgruppen seien sich in ihrer Zielrichtung völlig einig, sagte Scharif. »Wir sprechen mit einer Stimme.« Sie würden nach dem Sturz von Saddam die Grundversorgung der Bevölkerung sichern, für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung sorgen, die Grenzen sichern und demokratische Institutionen aufbauen. »Es besteht keinerlei Risiko für ein Auseinanderbrechen des Iraks oder einen Bürgerkrieg«, sagte Scharif. »Es wird kein Machtvakuum geben.« Der ehemalige Investmentbanker ist ein Cousin des letzten irakischen Königs Faisal und Thronanwärter.
USA auf militärischen Alleingang vorbereitet
Die USA sind nach Angaben eines Beraters des US-Verteidigungsministeriums auf einen militärischen Alleingang gegen Irak vorbereitet, erwarten jedoch die Unterstützung von Großbritannien. »Ich habe keine Zweifel, dass er (US-Präsident George W. Bush) alleine handeln würde, wenn es notwendig wäre«, schrieb der Vorsitzende eines Beratergremiums für das Ministerium, Richard Perle, in einem Artikel des »Daily Telegraph« (Freitagausgabe). »Doch wenn die Zeit gekommen ist, wird er (Bush) nicht allein sein«, erklärte Perle mit Blick auf den britischen Premierminister Tony Blair. US-Präsident Bush hatte noch gestern einen Alleingang der USA ausgeschlossen.
Einladung der Inspektoren nur Ablenkungsmanöver
Die jüngste Einladung Iraks an den Chef der Waffeninspektoren der Vereinten Nationen (UNO), Hans Blix, werde die Entscheidung über einen Militärschlag gegen Irak nicht beeinflussen. Weder Bush noch Blair würden sich »durch die Charme-Offensive des irakischen Präsidenten Saddam Hussein blenden lassen«, erklärte Perle.
»Blair wird mitmachen«
Auch nach der Einschätzung britischer Experten wird Großbritannien die USA im Falle eines militärischen Vorgehens gegen Irak unterstützen. »Wenn es hart auf hart kommt, wird er (Blair) mitmachen«, sagte Toby Dodge von dem Royal Institute of Internal Affairs. Einer Meinungsumfrage zufolge sind 52 Prozent der Briten gegen einen Krieg gegen Irak, 34 Prozent sprachen sich dafür aus.