Die Ankündigung Irans, die Uranreicherung wieder aufzunehmen, hat international zu scharfen Reaktionen geführt. Der amtierende EU-Ratsvorsitzende und österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel warf Teheran vor, "dem Weltfrieden geschadet" zu haben. Die USA sprachen von einer ernsthaften Eskalation und erwägen eine Einschaltung des Weltsicherheitsrat. Die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats hatten sich Teheran gegenüber bereits zuvor in separaten Schreiben besorgt geäußert und vor einseitigen Schritten gewarnt.
Wie aus einer am Dienstag von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) veröffentlichten Erklärung hervorging, will Iran ungeachtet der internationalen Proteste die Urananreicherung "in geringem Umfang" wieder aufnehmen. Zuvor hatten iranische Techniker bereits Siegel der IAEO an der Atomanlage Natans und zwei weiteren Atom-Einrichtungen in Iran entfernt.
"Dem Weltfrieden geschadet
"Falls es so weitergeht und die Verhandlungen nichts erbracht haben, dann kann man nur eine Option verfolgen: Und das ist die Überweisung an den UN-Sicherheitsrat", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, am Dienstag in Washington. "Darüber werden wir mit unseren europäischen und anderen Freunden sprechen." Zunächst setze die US-Regierung aber weiter auf Verhandlungen. Präsident George W. Bush habe kürzlich gesagt, dass "Iran nicht Irak" sei. Nach den Worten McClellans hat Bush zugleich aber klar gestellt, dass eine militärische Option niemals vom Tisch sei.
Der amtierende EU-Ratsvorsitzende Schüssel warf Teheran am Dienstagabend im österreichischen Rundfunk vor, "dem Weltfrieden geschadet" zu haben. Die Aktivitäten der iranischen Regierung "untergraben stetig das internationale Vertrauen in den friedlichen Charakter des Nuklearprogramms", erklärte die österreichische Regierung. Die Europäische Union will am Donnerstag auf einem Krisentreffen in Berlin über ihre Reaktion beraten. EU-Diplomaten erklärten, es sei "höchst fraglich", ob die Atomgespräche zwischen der EU und Iran tatsächlich wie geplant am 18. Januar aufgenommen werden könnten.
Kanzlerin Merkel besorgt
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich besorgt über die Zuspitzung des Konflikts um das iranische Atomprogramm. Sie unterstützte ausdrücklich die Bewertung von Außenminister Frank- Walter Steinmeier. Dieser hatte zuvor erklärt, der iranische Schritt könne nicht ohne Folgen bleiben. Der Minister stellte die für nächste Woche geplanten Verhandlungen zwischen der EU und Iran in Frage. Steinmeier bat IAEO-Generaldirektor Mohammed el Baradei um eine Bewertung dessen, "was jetzt droht an iranischen Aktivitäten".
Der Bruch von IAEO-Siegeln an den iranischen Anlagen sei ein schwerwiegender Schritt, auf den es eine ebenso ernste Antwort geben müsse, erklärte der britische Außenminister Jack Straw am Dienstag in London. Beim Außenminister-Treffen am Donnerstag in Berlin müsse geprüft werden, ob wegen des iranischen Vorgehens der UN-Sicherheit anzurufen sei.
Der Vizechef der iranischen Atomenergieorganisation, Mohammed Saaidi, hatte betont, dass Iran in voller Übereinstimmung mit der IAEO vorgehe. Saaidi unterstrich, dass das Forschungsprogramm von der Urananreicherung unterschieden werden müsse. Die Anreicherung sei weiterhin suspendiert.