Eskalation in Nahost Reservisten auf dem Weg nach Israel: "Ich fühle mich verpflichtet"

Reservisten kehren nach Israel zurück
Ein Reservist der israelischen Verteidigungsstreitkräfte IDF am Flughafen BER
© Sebastian Gollnow / DPA
Sehen Sie im Video: Kampf gegen Hamas – Reservisten kehren nach Israel zurück.




Israel bringt Reservisten aus dem Ausland mit Sonderflügen zurück. Die beiden Fluggesellschaften El Al und Israir Airlines flogen zusätzliche Ziele an, um Israelis in die Heimat zurückzubringen. Die Luftwaffe entsendete zudem Transportflugzeuge vom Typ Hercules nach Europa, um Hunderte Reservisten zurückzuholen. Auch in Frankreich checkten junge Leute am Flughafen ein: EDEN, 21 - "Ich glaube nicht, dass es einfach ist. Es ist für jeden schwer, aber man muss daran glauben, es ist für das Gute. Es ist sehr schwierig, all diese Bilder zu sehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas in meinem Land sehen würde, nachdem der Holocaust in mehreren Ländern geschehen ist und alles, was in Israel passiert ist. Es ist an der Zeit, dass die Welt erfährt, was in unserem Land passiert, denn es ist schon seit Jahren so. Aber so ist es, so ist das Leben. Wir können nichts tun, wir müssen kämpfen." OFIR, 22 - "Ich war gerade in Vietnam. Nachdem ich von den ganzen Ereignissen gehört hatte, flog ich nach Bangkok und versuchte, den schnellsten Flug nach Israel zu bekommen. Der ging hier über Frankreich. Es ist die schnellste Möglichkeit, nach Israel zu kommen. Deshalb bin ich. hier." SHIMONE, 26 - "Ich habe keine Papiere von der Armee erhalten, aber alle meine Freunde haben eine Nachricht über WhatsApp bekommen, und sie haben sich alle sofort gemeldet. Sie sind bereits voll ausgerüstet und haben mit der Arbeit begonnen. Also müssen wir uns ihnen anschließen." Die israelische Flughafenaufsicht rechnet damit, dass am Dienstag 67.000 Passagiere über den Flughafen Ben Gurion reisen. Unter normalen Umständen sind es täglich ungefähr 80.000 Reisende. Israel hatte am Montag 300.000 Reservisten einberufen und damit Spekulationen über eine Bodenoffensive auf den Gazastreifen genährt.
Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas ist Israel traumatisiert. Nun werden 300.000 Reservisten mobilisiert – viele sind noch im Ausland. Auch von Berlin aus hat sich ein junger Mann zurück nach Israel aufgemacht.

Sie sind auf dem Weg zurück, um ihre Heimat zu verteidigen. Nach dem schrecklichen Terrorangriff durch die Hamas habe sich in vielen Ländern ehemalige israelische Soldaten aufgemacht, um zu kämpfen. Die Luftwaffe des Landes teilte am Dienstag auf X Fotos einer Maschine, die Reservisten aus dem Ausland abgeholt habe. Von wo genau und wann – das blieb unklar. Auch Denis will jetzt zurück nach Israel. Wie viele junge Israelis hat der 33-Jährige vor Jahren den obligatorischen Wehrdienst geleistet, wie er der Nachrichtenagentur DPA sagt. Seit etwa zehn Jahren sei er Reservist.

Viele Reservisten verbinden sich in Whatsapp-Gruppen und helfen einander, einen der raren Plätze in einem der israelischen El-Al-Flieger zu bekommen, wie man aus der jüdischen Gemeinschaft hört. Die Fluglinie El Al äußert sich auf Anfrage dazu nicht, sagt nur, dass Israel regulär angeflogen werde. Nach Angaben der israelischen Botschaft in Berlin gibt es auch keine Übersicht darüber, wie viele israelische Reservisten sich in Deutschland aufhalten.

Am Montag hatte die Armee zwei Tage nach Beginn des verheerenden Großangriffs der Hamas 300.000 Reservisten mobilisiert. Spendenaufrufe mehren sich derweil, um Nahrung, Material und Munition für sie bereitstellen zu können.

"Ich fühle mich verpflichtet, auf jede erdenkliche Weise zu helfen" 

In Israel arbeitet Denis nach eigenen Angaben als Jurist. In seinem Wehrdienst sei er auf eigenen Wunsch in einer speziellen Einheit der israelischen Armee (IDF) gewesen. "Meine Einheit ist auf Guerilla-Kriegsführung spezialisiert und wir wurden dafür ausgebildet, um an allen israelischen Grenzen – von Norden bis Süden, Westen, Osten, innerhalb und außerhalb – mit allem umgehen zu können", sagt er. Als Beweis zeigt er seine Urkunde.

Mit seiner Freundin Lital sei er für ein paar Tage nach Berlin gereist. "Wir wachten am Samstagmorgen in einem Alptraum auf." Immer wieder erwähnt er im Gespräch, wie zornig ihn die Gewalt macht, die er in Videos in den sozialen Medien sieht. Und wie wütend er darüber ist, dass Menschen weltweit diese Gewalt feiern.

"Ich fühle mich verpflichtet, zurückzukehren, eingezogen zu werden und auf jede erdenkliche Weise zu helfen", sagt Denis. Sein Vater habe ihn angefleht, in Berlin zu bleiben. Lital weiß, dass sie ihn nicht aufhalten kann. Vom Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) schickt Denis Videos, er wirkt angespannt. Sein Abflug wird mehrfach verschoben, nachdem sein ursprünglicher Flug mit einer westlichen Fluglinie am Montag bereits abgesagt worden war.

Er habe sich bei seinem Kommandanten freiwillig gemeldet. "Ich wusste, dass ich zurückkehren muss, und ich würde das sofort und in der ersten Minute tun, in der ich es kann."

In Israel herrscht Wehrpflicht

Israelische Realität ist, dass die Mehrheit der Jugendlichen nach der Schule in die Armee geht. Für alle Bürgerinnen und Bürger des Staates gilt eine Wehrpflicht, auch wenn sie ständig im Ausland leben. Nicht jeder dient in einer Kampfeinheit, wie Denis damals. Die Eurovision-Sängerin Noa Kirel war etwa Teil einer IDF-Band während ihrer Dienstzeit. Junge Erwachsene aus ultraorthodoxen Familien können vom Dienst entbunden werden.

In Zeiten wie dieser zehrt die israelische Armee von der Menge an Menschen, die eingesetzt werden können. Er zumindest gehe freiwillig, sagt Denis. Ohne zu wissen, wo er in ein paar Tagen sein wird. Sein Plan ist erst einmal, anzukommen. Wo er eingesetzt werde, werde sich noch klären. Er ist sich seiner Sache sicher. "Es gibt niemanden, der den jüdischen und israelischen Geist brechen kann."

mad / Weronika Peneshko, DPA