Nach Hamas-Angriffen Carlo Masala schätzt militärische Lage in Israel ein – mit besorgtem Blick nach Süden und Norden

Das Raketenabwehrsystem Iron Dome ist in Israel im Einsatz, um aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abzufangen
Das Raketenabwehrsystem Iron Dome ist in Israel im Einsatz, um aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abzufangen
© MAHMUD HAMS / AFP
Sehen Sie im Video: Israel setzt Kampf gegen Hamas-Angreifer fort – mehr als 1000 Tote






STORY: Auch in der Nacht zu Montag hielten die Angriffe der Hamas vom Gazastreifen aus in Richtung Israel weiter an. Schäden waren unter anderem in der grenznahen Stadt Ashkelon zu sehen. Seit dem Beginn des Großangriffs durch die Hamas am Samstagmorgen verzeichnete Israel bislang insgesamt mindestens 700 Todesopfer und die Zahl könnte noch weiter steigen. Außerdem geht Israel von rund 100 entführten Personen aus, darunter könnten auch Deutsche sein. Aus dem Gazastreifen wurden rund 400 Tote gemeldet. Doch da die Kämpfe weiter fortgesetzt werden, steigen die Zahlen ständig. Hier Bilder von Zusammenstößen mit Sicherheitskräften am Checkpoint Qalandia an der Grenze zum Westjordanland. Allerdings konzentrieren sich die Angriffe der israelischen Armee nach eigenen Angaben weiter auf die Stellungen der Terrorgruppe im Gazastreifen im Süden Israels. Kampfflugzeuge hätten unter anderem Ziele der in der Küstenenklave herrschenden Islamisten in einem mehrstöckigen Gebäude beschossen, heißt es in einer Mitteilung.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu verkündete nach den brutalen Angriffen der Hamas, man sei "im Krieg" mit der Terrororganisation. Experten wie Carlo Masala gehen von einem länger andauernden militärischen Konflikt aus. 

Die Angriffe der Hamas gegen Israel sind die blutigsten seit Jahren. Einen Tag, nachdem die Terrororganisation in den Süden des Landes einmarschiert ist, meldet Israel 700 Tote – Tendenz steigend. Noch immer werden hunderte Israelis vermisst, die von Hamas-Kämpfern entführt wurden. 

Israel: So ist die militärische Lage

Militärexperte Carlo Masala schrieb in einem Gastbeitrag für das ZDF, es sei "nur eine Frage der Zeit", bis Israels Bodenoffensive in Gaza beginnen würde. Ziel sei die "endgültige Zerschlagung der Terrororganisation Hamas", so Masala. 

Doch vorher hat das Militär noch eine Aufgabe auf israelischem Territorium: Noch immer befinden sich Teile des Südens unter Beschuss. Zehntausende israelische Soldaten seien im Süden Israels im Gebiet rund um den Gazastreifen im Einsatz, um die "Terroristen" zu bekämpfen und die "Befreiung von Geiseln" zu erreichen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Alle israelischen Bewohner in der Nähe des Gazastreifens sollten binnen 24 Stunden evakuiert werden. Gleichzeitig ist die israelische Luftwaffe dabei, Hamas-Standorte in Gaza anzugreifen. Mehr als 50 Kampfflugzeuge hätten demnach in den vergangenen Stunden rund 120 Ziele der von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuften Hamas zerstört, heißt es vonseiten des Militärs. 

 

Zweite Front im Norden möglich

"Wenn Israel die Kontrolle über sein eigenes Territorium zurückerlangt hat, beginnt die heiße Phase der Bodenoperation. Dabei wird Israel sich aller Wahrscheinlichkeit zunächst auf die Befreiung der israelischen Geiseln konzentrieren" (sic), erklärt Masala beim ZDF. "Sollte der Geheimdienst Informationen darüber haben, wo sich die Geiseln aufhalten, werden wohl zunächst Spezialkräfte in Gaza operieren, um diese zu befreien." Anschließend folge die "massive Bodenoffensive". 

Der Einschätzung des Experten zufolge dürfte sich eine solche Bodenoperation über Monate ziehen. Besorgniserregend ist für Masala dazu die Entwicklung im Norden des Landes. Dort könnte sich eine zweite Front abzeichnen, wenn Kämpfer der Hisbollah aus dem Libanon Israel angreifen. Am Sonntag feuerten sie bereits Raketen ab, die Israel abwehren konnte. 

"Kritisch wird es erst, wenn Hisbollah-Terroristen aus dem Libanon nach Israel einsickern, um dort Anschläge zu verüben. Dann befindet sich Israel in einem Zwei-Fronten-Krieg, den es im Gazastreifen und gegen Hisbollah-Stellungen im Libanon führen muss", erklärt Masala. 

Die "Tore zur Hölle" könnten noch durch einen anderen Spieler geöffnet werden, befürchtet Experte Masala. Sollte Israel die Hamas und die Hisbollah militärisch besiegen, könnte sich der Iran einschalten. Das Land sei der "Hauptsponsor des Terrorismus gegen Israel". Und so könne sich der Iran "gezwungen sehen, seinerseits mit Raketen längerer Reichweite aktiv in diesen Konflikt einzugreifen, um seine wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen Israel vor der endgültigen Zerschlagung zu retten", so Masala. 

Derweil haben die USA bereits angekündigt, weitere Militärhilfen nach Israel schicken zu wollen. Noch am Sonntag sei eine Lieferung mit Ausrüstung und Munition auf den Weg gebracht worden. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ließ außerdem wissen, dass man den Flugzeugträger "USS Gerald R. Ford" und seine Begleitschiffe in das östliche Mittelmeer verlege. 

Quelle: ZDF

ls / mit Material von AFP und dpa