Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas verzögert die Übergabe einer weiteren Gruppe der bei ihrem brutalen Überfall auf Israel verschleppten Geiseln. Die Geiseln seien noch nicht an das Rote Kreuz übergeben worden, sagten israelische Beamte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, bestätigte, dass die in einer Vereinbarung mit Israel ausgehandelte Übergabe verzögert werde.
Nach Darstellung Katars erfolgt die Übergabe von 20 Geiseln im Gazastreifen erfolgt noch an diesem Samstagabend. "Nach einer Verzögerung bei der Freilassung von Gefangenen auf beiden Seiten wurden die Hindernisse durch katarisch-ägyptische Gespräche mit beiden Seiten beseitigt", teilte Madschid al-Ansari, Sprecher des katarischen Außenministeriums, mit. Am Abend würden 39 in Israel inhaftierte palästinensische Frauen und Minderjährige freigelassen – im Austausch für 13 israelische Geiseln, die vor sieben Wochen von der Hamas in den Gazastreifen verschleppt wurden. Außerhalb dieser Vereinbarung werden außerdem sieben Zivilisten freigelassen,wie es hieß. Damit waren offensichtlich sieben weitere aus Israel entführte Geiseln gemeint.
Die islamistische Hamas bestätigte am Abend den Erfolg der Vermittlungen. Sie hatte ihr Vorgehen zuvor damit begründet, dass Israel gegen einen Teil des Abkommens verstoßen habe. Außerdem warf sie Israel vor, nicht wie vereinbart Hilfslieferungen auch in den nördlichen Teil des Gazastreifen ermöglicht zu haben.
Ob dies tatsächlich Teil des von Katar vermittelten Abkommens war, war gegenwärtig unklar. In Israel war zunächst immer die Rede davon, Hilfslieferungen im Süden zu ermöglichen. Zudem gab der militärische Arm der Hamas an, Israel soll sich bei der Freilassung von Häftlingen nicht "an die vereinbarten Standards" halten.
Israel droht offenbar mit Ende der Feuerpause
Israel hat Medienberichten zufolge offenbar mit einem Ende der Feuerpause um Mitternacht (Ortszeit) gedroht, sollte die Hamas die zweite Gruppe von Geiseln nicht wie geplant freilassen. "Die Hamas ist sich bewusst, dass das israelische Militär die Bodenoffensive im Gazastreifen fortsetzen wird, wenn die Geiseln nicht bis Mitternacht freigelassen werden", sagte ein israelischer Sicherheitsbeamter am Samstag der Nachrichtenseite "ynet" – und warf der Hamas vor, bereits am Vortag "dasselbe Spiel" gespielt zu haben. Demnach seien kurzfristig die Reiseroute und der Transport der Geiseln geändert worden sein. Dem Beamten zufolge sollen auch, anders als von der Hamas angegeben, mehr als 61 der 200 für den Tag geplanten Hilfstransporte in den nördlichen Gazastreifen gelangt sein.
Auch mehrere weitere israelische Medien berichteten unter Berufung auf Sicherheitskreise von dem Ultimatum bis Mitternacht, eine offizielle Bestätigung stand jedoch zunächst aus.
Freilassung von 14 Hamas-Geiseln erwartet
Die Freilassung der Geiseln war für Samstag erwartet worden. Nach israelischen Angaben sollten im Rahmen der unter anderem von Katar vermittelten Vereinbarung 14 israelische Geiseln freigelassen werden. Israel hatte zuvor angegeben, eine Liste der Geiseln erhalten zu haben, welche die Hamas am Samstag für das Verlassen des Gazastreifens ausgewählt hat. Der voraussichtliche Zeitpunkt ihrer Freilassung war zunächst nicht bekannt. Im Gegenzug wollte Israel am Samstag 42 verurteilte palästinensische Gefangene freilassen, teilten die israelischen Strafvollzugsbehörden mit.
Zwischen Bangen und Erleichterung: So wurden die Geiseln bei ihrer Rückkehr empfangen

Zuvor hatte es mehrere Berichte gegeben, dass der Übergabeprozess der Geiseln bereits begonnen hatte. Es war nach unterschiedlichen Berichten von 13 oder 14 Israelis die Rede. Die Geiseln sollten den Berichten nach bereits an das Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden sein. Unklar war zunächst, wie lange die Verzögerung dauern wird. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.