Kurz nach Sonnenuntergang kippt die Stimmung. Jerusalem am Montagabend, im Regierungsviertel haben seit dem Nachmittag wieder 100.000 Menschen gegen die umstrittene Justizreform der rechten Koalition von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu demonstriert. Jetzt mischen sich die ersten Anhänger der Reform unter die Massen, laufen die hügeligen Straßen hinunter, in schlammverschmierten Stiefeln, wie sie die Siedler aus dem besetzten Westjordanland gern tragen. Dazu Teenager mit breiten Häkelkippas und schwer vermummte Hooligans. Überwiegend Jungen und Männer, die aussehen, als würden sie Itamar Ben-Gvir wählen, den unter anderem wegen rassistischer Hetze vorbestraften Minister für nationale Sicherheit.
Vor Ort
Historischer Tag Brennende Barrikaden, brüllende Nationalisten: Die Justizreform ist vorläufig gestoppt – zur Ruhe kommt Israel aber nicht

Die Polizei setzte bei der Demonstration gegen die von Israels Ministerpräsident nun vorläufig gestoppte Justizreform in Jerusalem Wasserwerfer ein
© Amir Levy / Getty Images
Nach Massenprotesten, wie es sie in der Geschichte des Landes noch nicht gegeben hat, stoppt Israels Ministerpräsident Netanjahu die Entmachtung der Justiz. Klein beigeben wollen die Ultrarechten dennoch nicht.