Joe Bidens stellvertretender Wahlkampfleiter Cedric Richmond spricht nicht gern über das Alter seines Chefs. Als er am Sonntag im US-Sender ABC gefragt wurde, wie das Team des US-Präsidenten, der sich im kommenden Jahr für vier weitere Jahre im Amt bestätigen lassen will, mit der Kritik an dessen Betagtheit umgehen wolle, antwortete Richmond: "Während sie weiterhin über das Alter sprechen, werden wir über die Dinge reden, über die die Amerikaner sprechen, und das sind die Probleme die sie am Küchentisch diskutieren."
Doch Richmond dürfte sich täuschen, wenn er glaubt, dass die 80 Lebensjahre, die Biden auf dem Buckel hat, nicht auch am Küchentisch der Wählerinnen und Wähler ihren Platz finden. Der Demokrat ist bereits jetzt der älteste US-Präsidentschaftskandidat aller Zeiten und wäre am Ende einer zweiten Amtsperiode 86 Jahre alt – und das ist für die große Mehrheit der Amerikaner sehr wohl problematisch, wie eine aktuelle Umfrage der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und des National Opinion Research Center an der Universität von Chicago belegt.
Joe Biden ist sogar seinen Anhängern zu alt
77 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass Biden zu alt sei, um vier weitere Jahre im Weißen Haus zu bleiben. Und nicht nur Anhänger der Republikaner sind mit 89 Prozent zu einem großen Teil dieser Meinung, sondern auch 69 Prozent der Demokraten. Den Wunsch nach einem jüngeren Kandidaten gebe es in allen Altersgruppen, obwohl insbesondere ältere Demokraten Bidens Kandidatur für 2024 stärker unterstützten, berichtet AP.
In der Umfrage wurden die Teilnehmenden auch gebeten, den ersten Begriff oder Satz zu nennen, der ihnen bei der Erwähnung von Biden in den Sinn kommt. 26 Prozent erwähnten laut AP in ihren Antworten das Alter des Präsidenten und weitere 15 Prozent verwendeten Worte wie "langsam" oder "verwirrt". Unter den Demokraten hätten 28 Prozent eher Bidens Alter genannt als Begriffe wie "Präsident", "Führer", "stark" oder "fähig".
Zum immerhin auch bereits 77-jährigen Donald Trump sollten sich die Befragten ebenfalls äußern. Hier gab etwa die Hälfte an, dass der Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zu alt für das Amt sei, wobei deutlich mehr Demokraten als Republikaner diese Ansicht vertraten. Bei der Assoziationsaufgabe wurde der Unterschied zwischen Biden und Trump noch wesentlich deutlicher. Nur drei Prozent gaben AP zufolge "verwirrt" als erste Beschreibung für den Ex-Präsidenten an. Und nur ein Prozent verwendete Begriffe wie "alt" oder Ähnliches.
Gegen diese Staats- und Regierungschefs ist Joe Biden fast ein Jungspund

Trump hat dafür ein ganz anderes Problem, wie in der Umfrage deutlich wurde: ein charakterliches. 15 Prozent der Befragten assoziierten laut AP als erstes Wörter wie "korrupt" oder "betrügerisch" mit dem Vierfachangeklagten, elf Prozent kamen Begriffe wie "schlecht" und andere allgemeine negative Ausdrücke in den Sinn, und je acht Prozent dachten entweder an Wörter wie "Lügner" und "unehrlich" oder an Begriffe wie "gut" und andere allgemein positive Ausdrücke.
"Biden scheint durch altersbedingte Umstände sehr beeinträchtigt zu sein", erklärte Eric Dezenhall, Berater für Skandalmanagement in Unternehmen und unter Ronald Reagan Mitarbeiter im Weißen Haus der Nachrichtenagentur. "Selbst Leute, die ihn mögen, sehen ihn als gebrechlich und nicht ganz 'da' an".
Trumps negative Seiten sähen die meisten Menschen seiner Einschätzung nach dagegen nicht als altersbedingte Behinderung an. "Je mehr man auf ihn einwirft, desto mehr wirkt er wie ein schimpfendes Kleinkind", sagte Dezenhall. "Beunruhigend, sicher, aber betagt? Nicht unbedingt. Trump schimpft schon seit fast acht Jahrzehnten auf diese Weise, und das treibt ihn immer weiter an."
Biden selbst geht offensiv mit seinem Alter um und versucht es als Asset zu verkaufen: "Ich denke, die Welt verändert sich", hielt er im vergangenen Monat im US-Sender CNN fest. "Und ich denke, es gibt eine Sache, die mit dem Alter kommt [...], und das ist eine gewisse Weisheit."
Quellen: Associated Press, "The Hill"