Richard Barnett aus Arkansas Er posierte in Nancy Pelosis Büro: Jury spricht eines der bekanntesten Gesichter des Kapitol-Sturms schuldig

Richard Barnett während des Kapitol-Sturms im Büro der damaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi
Richard Barnett während des Kapitol-Sturms im Büro der damaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi
© Saul Loeb / AFP
Richard Barnett, der bei der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 am Schreibtisch der Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi posierte, ist in acht Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Ihm droht jahrzehntelange Haft.

In der juristischen Aufarbeitung der Erstürmung des US-Kapitols vor zwei Jahren erwartet nun auch den Eindringling, der am Schreibtisch der Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi posierte, eine Strafe. Die Geschworenen in der Hauptstadt Washington erklärten Richard Barnett am Montag in acht Anklagepunkten schuldig. In einem separaten Prozess wurden zudem vier Mitglieder der rechtsextremen US-Miliz Oath Keepers der "aufrührerischen Verschwörung" schuldig befunden.

Barnett wurde unter anderem der Behinderung eines offiziellen Vorgangs und des Eindringens in ein offizielles Gebäude mit einer gefährlichen oder tödlichen Waffe schuldig gesprochen. Das Strafmaß soll am 3. Mai verkündet werden. Dem Mann aus dem Bundesstaat Arkansas droht eine lange Gefängnisstrafe, die Staatsanwaltschaft sprach von bis zu 47 Jahren Haft.

Barnett gehört zu den bekanntesten Gesichtern des Kapitol-Sturms

Der Angeklagte hatte im Kreuzverhör zugegeben, dass er auf die Aufforderung eines Polizeibeamten, er müsse Pelosis Büro verlassen, entgegnet habe: "Sie müssen den Kommunismus aufgeben." Er räumte zudem ein, einem Beamten im Kapitol gesagt zu haben: "Wir befinden uns in einem Krieg. Sie müssen sich für eine Seite entscheiden. Stehen Sie nicht auf der falschen Seite, sonst werden Sie verletzt."

Barnett hatte vor Gericht erklärt, er bedauere, was an jenem Tag im Kapitol geschehen sei, betrachte sein Handeln aber nicht als illegal. Nach dem Schuldspruch sagte er vor Reportern außerhalb des Gerichtsgebäudes: "Dies ist keine Jury von meinesgleichen. Ich bin mit der Entscheidung nicht einverstanden, aber ich schätze das Verfahren, und wir werden sicherlich in Berufung gehen."

Der 62-Jährige hatte zusammen mit hunderten Anhängern des abgewählten Präsidenten Donald Trump am 6. Januar 2021 das Kapitol gestürmt, als dort der Wahlsieg des heutigen Präsidenten Joe Biden endgültig bestätigt werden sollte. Barnett drang dann in das Büro der damaligen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Pelosi, vor.

Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP fotografierte den Mann mit grauem Bart, als er es sich an Pelosis Schreibtisch auf dem Bürostuhl der Demokratin bequem machte und seinen Fuß auf ihrem Tisch ablegte. Barnett wurde damit zu einem der bekanntesten Gesichter des Angriffs auf den Kongress – und zwei Tage später in Arkansas festgenommen.

Im Kapitol hatte der Mann mit dem Spitznamen Bigo zu Journalisten gesagt, er habe Pelosi einen Zettel mit der Botschaft "Nancy, Bigo war hier, du Schlampe" hinterlassen. Bewaffnet war er mit einem Spazierstock mit Elektroschocker.

Die Kapitol-Erstürmung mit fünf Todesopfern hatte die USA tief erschüttert und international für Entsetzen gesorgt. Die Polizei nahm seither mehr als 950 Verdächtige fest, die juristische Aufarbeitung läuft.

Vier Mitglieder der rechtsextremen Oath Keepers ebenfalls schuldig

In einem von Barnetts Verfahren unabhängigen Prozess wurden am Montag auch vier Mitglieder der Oath Keepers schuldig gesprochen. Eine Jury befand sie in Washington der "aufrührerischen Verschwörung" gegen die US-Regierung für schuldig. Oath-Keepers-Gründer Stewart Rhodes war bereits im November dieses besonders schweren Anklagepunktes schuldig befunden worden.

Gegen Ex-Präsident Trump, der seine Anhänger zum Marsch auf das Kapitol aufgerufen hatte, war wegen der Kapitol-Erstürmung ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet worden, das aber im Senat scheiterte. Im vergangenen November ernannte US-Justizminister Merrick Garland einen Sonderermittler, der unter anderem Trumps Rolle bei dem Geschehen unter die Lupe nimmt.

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss empfahl der US-Justiz im Dezember, ein Strafverfahren gegen den Ex-Präsidenten einzuleiten und ihn von allen öffentlichen Ämtern auszuschließen. Es geht unter anderem um den Vorwurf der Anstiftung oder Beihilfe zum Aufstand sowie der Behinderung eines offiziellen Vorgangs.

AFP
mad