Der frühere südkoreanische Präsident Kim Dae Jung hatte bereits zu Lebzeiten einen Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Wie kaum ein anderer Politiker des ostasiatischen Landes erwarb er sich im In- und Ausland durch sein mutiges Eintreten für Freiheit und demokratische Reformen hohes Ansehen. Vor allem aber wird seine Präsidentschaft (1998 bis 2003) immer mit dem als "Sonnenscheinpolitik" bezeichneten Annäherungskurs zum kommunistischen Nordkorea verbunden bleiben. Bis zuletzt verteidigte Kim seine Politik, die ihn im eigenen Land immer wieder auch Kritik einbrachte. Kim starb am Dienstag im Alter von 83 Jahren in Seoul.
Im langen Leben des Politikers und früheren Dissidenten unter Südkoreas Militärdiktaturen spiegeln sich die Fortschritte und Rückschläge, die sein Land über Jahrzehnte auf dem steinigen Weg zur Demokratie erlebt hat. Kim verbrachte während seiner Zeit als führender Oppositionspolitiker mehrere Jahre im Exil und im Gefängnis, entkam eigenen Angaben zufolge mehreren Mordanschlägen, überlebte eine Entführung und ein Todesurteil.
Im Jahr 2000 wurde ihm der Friedensnobelpreis für seine Verdienste um Demokratie und Menschenrechte sowie die Versöhnung mit Nordkorea verliehen. Durch das Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il im Juni 2000 gelang Kim Dae Jung der bis dahin wichtigste Durchbruch im Verhältnis zum ideologischen Erzfeind. In den letzten Monaten seines Lebens musste Kim Dae Jung allerdings mit ansehen, wie sich die innerkoreanischen Beziehungen wieder spürbar verschlechterten.
Kim wurde am 3. Dezember 1925 (nach Angaben verschiedener Biografen im Januar 1924) als Kind eines Bauern in der südlichen Provinz Cholla geboren. Nach dem Korea-Krieg (1950-53) engagierte sich der gläubige Katholik immer mehr politisch und schaffte 1961 erstmals den Sprung ins Parlament, wenige Tage bevor General Park Chung Hee einen Militärputsch vollzog und die Versammlung auflöste. Ein Jahrzehnt später kandidierte Kim bei der Präsidentschaftswahl gegen Park und verlor dabei nur knapp. Wenige Wochen später war er in einen verdächtigen Verkehrsunfall verwickelt. Kim sprach später von einem gezielten Attentat auf ihn. 1973 brachen mutmaßliche südkoreanische Agenten in Kims Hotelzimmer in Tokio ein und entführten ihn - nach seiner Darstellung, um ihn auf hoher See zu töten und zu versenken. Washington protestierte massiv, die US-Streitkräfte schickten einen Hubschrauber, der tief über dem Schiff kreiste. Der Plan wurde vereitelt.
Nach seiner Rückkehr nach Seoul wurde Kim sofort unter Hausarrest gestellt, später musste er auch ins Gefängnis. Erst 1979, nach der Ermordung Parks durch dessen Geheimdienstchef, kam Kim wieder frei und erhielt kurz darauf seine Bürgerrechte zurück und engagierte sich wieder politisch - nur um kurze Zeit sogar zum Tode verurteilt zu werden, wegen angeblicher Umsturzpläne. Die Flucht ins US-Exil retteten den Südkoreaner 1982. Nach der Rückkehr scheiterte er bei der ersten demokratischen Präsidentenwahl 1987, um zehn Jahre später zum Staatsoberhaupt gewählt zu werden.