Koalitionen "Unser Platz ist an der Seite der USA"

Hinter der "Koalition der Willigen" von US-Präsident George W. Bush verbirgt sich ein bunter Strauß von Staaten, deren Beistand im Fall eines Irak-Kriegs ganz unterschiedlich ausfallen würde.

Bushs „Koalition der Willigen“

Hinter der "Koalition der Willigen" von US-Präsident George W. Bush verbirgt sich ein bunter Strauß von Staaten, deren Beistand im Fall eines Irak-Kriegs ganz unterschiedlich ausfallen würde. Einige von ihnen könnten tatsächlich militärische Hilfe leisten, andere wären nur zu rein symbolischer Unterstützung in der Lage. Gemeinsam ist den Staats- und Regierungschef ihre Entschlossenheit, den USA bei der gewaltsamen Entwaffnung Iraks zur Seite zu stehen - wenn auch aus ganz unterschiedlichen Motiven.

Vor allem die osteuropäischen Erweiterungsstaaten fühlen sich den USA seit dem Zweiten Weltkrieg historisch verpflichtet. "Wir erinnern uns alle an das Erbe der Alliierten, sie sich nicht sicher waren, ob sie Hitler angreifen sollen", sagte der bulgarische Außenminister Solomon Pasi. "Sie hätten so viel verhindern können. Jetzt sind wir in einer Situation, in der wir die moralische Pflicht haben zu handeln, und zwar jetzt."

Ähnlich äußerte sich der albanische Ministerpräsident Fatos Nano. "Jetzt ist es vermutlich an der Zeit, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs die Küste der Normandie besuchen, um mit eigenen Augen zu sehen, was die Vereinigten Staaten für die Freiheit getan haben", schrieb er in einem Kommentar für die US-Tageszeitung "Boston Globe". Die Regierung in Tirana hat den USA für einen Irak-Krieg Truppen zugesagt sowie die Nutzung des albanischen Luftraums und der Gewässer genehmigt.

Ebenfalls auf die Seite der USA gestellt haben sich Kroatien, Tschechien, Ungarn, Mazedonien, Polen, Rumänien, Slowenien, die Slowakei sowie die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Angesichts ihrer schwachen und schlecht ausgestatteten Armeen würde ihre Hilfe aber vermutlich kaum über symbolischen Beistand hinausgehen.

"Hier geht es nicht um Dankbarkeit"

Tschechien und die Slowakei wollen ABC-Abwehrexperten für den Einsatz in Kuwait zur Verfügung stellen. Bulgarien, das einen Sitz im UN-Sicherheitsrat hat, hat die Nutzung eines Militärflughafens sowie eine 150 Mann starke, nicht zu dem Kampfverbänden zählende Militäreinheit zugesagt. Litauen hat den USA Überflüge genehmigt, und Rumänien will ebenfalls ABC-Abwehrtruppen sowie Militärpolizisten und Minenräumexperten bereitstellen.

Neben der historischen Dankbarkeit sind auch die Vorbereitungen der Staaten für ihre Aufnahme in die NATO und die Europäische Union ausschlaggebend für den Schulterschluss mit den USA. Doch das wichtigste Motiv ist nach ihrem Bekunden, dass auch sie Angst haben vor den mutmaßlichen irakischen Massenvernichtungswaffen. "Hier geht es nicht darum, sich erkenntlich zu zeigen", erklärte die estnische Regierung. "Es geht darum, gemeinsam Verantwortung für die internationale Sicherheit zu übernehmen."

Nach Ansicht politischer Analysten steht für viele der ehemaligen Ostblock-Staaten eher Eigennutz denn Sentimentalität im Mittelpunkt. Bulgarien etwa erhoffe sich von seiner Unterstützung für die USA dringend benötigte Kredite und ausländische Investitionen, sagte Nansen Behar vom Institut für Sozial- und Politikwissenschaft in Sofia. "Nach dem Kalten Krieg gab es eine stillschweigende Übereinkunft: Amerika hat uns versprochen, dass wir zu einer wohlhabenden westlichen Gesellschaft werden, wenn wir den Kommunismus abschaffen. Stattdessen kämpfen die Menschen hier ums Überleben."

Die Regierungen sind willig, aber das Volk ist „schwach“

Angesichts der militärischen Schwäche der Verbündeten hinter dem früheren Eisernen Vorhang müssten sich die USA im Ernstfall vor allem auf den engsten Partner Großbritannien stützen. London sendet 42.000 Soldaten an den Persischen Golf - ein Viertel seines Heers, ein Drittel seiner Luftwaffe und den größten Anteil seiner Marine seit dem Falkland-Krieg 1982. Australien verlegt 2.000 Soldaten in die Golfregion und hat signalisiert, einen Krieg notfalls auch ohne UN-Mandat zu unterstützen. Zumindest auf logistische Unterstützung können die USA auch aus Kanada, Italien, Spanien, Dänemark, Portugal, der Türkei und den Niederlanden zählen.

Ganz anders als in den Regierungsspitzen der „Koalition der Willigen“ sieht die Stimmung in der Bevölkerung aus. In den baltischen Staaten sind mehr als zwei Drittel aller Bewohner gegen einen Krieg. Drei von vier Slowaken lehnen die USA-nahe Haltung der Regierung in Bratislava ab. Vor allem in Tschechien herrscht die Befürchtung, dass man es sich durch die Unterstützung des amerikanischen Kriegskurses mit wichtigen europäischen Partnern wie Deutschland und Frankreich verderben könnte, den stärksten Gegenspielern der USA.

Doch die Regierungschefs lassen sich von der Stimme des Volks offenbar nicht beirren. „Ein verantwortungsvoller Politiker, der kein Populist sein will, darf sich nicht immer von Meinungsumfragen leiten lassen“, sagte der slowakische Ministerpräsident Mikulas Dzurinda. Ähnlicher Auffassung ist sein estnischer Kollege Siim Kallas: „Ich will keinen Krieg, wer will das schon?“, sagte er. „Aber wir müssen uns für eine Position entscheiden. Und ich glaube, unser Platz ist an der Seite der USA.“

William Kole