Libanon "Die Truppenverlegung hat begonnen"

Die syrische Armee hat mit der Verlegung ihrer Truppen in die Bekaa-Ebene begonnen. Laut Syriens US-Botschafter werden die Truppen bis Mai vollständig aus dem Libanon abgezogen sein.

Syrien hat damit begonnen, seinen Truppen aus der Umgebung der libanesischen Hauptstadt Beirut abzuziehen. "Die Truppenverlegung hat begonnen", bestätigte der scheidende libanesische Verteidigungsminister Abdel Rahim Murad am Dienstagabend. Von der ersten Truppenverlegung in die Bekaa-Hochebene, die nah der syrischen Grenze liegt, sind etwa 6000 Soldaten betroffen. Augenzeugen berichteten, sie hätten erste Militärlastwagen mit syrischen Soldaten auf der Fahrt in Richtung der Bekaa-Hochebene gesehen. Bereits am Nachmittag hatten syrische Soldaten oberhalb Beiruts Luftabwehrgeschütze demontiert.

Insgesamt sind in Libanon noch 14.000 syrischen Soldaten stationiert. Sie sollen in einer ersten Phase des Abzugs, die an diesem Mittwoch beginnen und bis Ende März abgeschlossen sein sollte, in die Bekaa-Ebene verlegt werden. Die Truppenverlegung wurde bisher von den Präsidenten Syriens und Libanons, Baschar al Assad und Emile Lahud, lediglich als Zwischenschritt vor einem endgültigen Rückzug vereinbart. Für einen Rückzug war bisher noch kein Termin genannt worden.

Syriens US-Botschafter kündigt Truppenabzug bis Mai an

Syriens US-Botschafter zufolge wird Syrien jedoch seine Truppen bis Mai vollständig aus dem Libanon abziehen. Botschafter Mustapha sagte dem US-Nachrichtensender CNN: "Wir werden das sobald wie möglich durchziehen, sogar lange vor Mai."

Unmittelbar vor Beginn des Abzugs hatten nach Polizeiangaben knapp eine Million Demonstranten im Beirut gegen die Einmischung der USA protestiert. Die Teilnehmer der Massenkundgebung, zu der die prosyrische schiitische Hisbollah-Bewegung aufgerufen hatte, versammelten sich am Dienstagnachmittag in der Innenstadt. Sie schwenkten libanesische Nationalflaggen, trugen Transparente mit den Porträts der Präsidenten von Syrien und Libanon und riefen: "Amerika raus!" und: "Amerika ist an unserer Misere schuld."

Der Kundgebungsort des Massenprotests am Dienstag, der Raid Solh- Platz, wurde von starken Sicherheitskräften mit gepanzerten Militärfahrzeugen abgesperrt. Er liegt wenige hundert Meter vom Märtyrer-Platz entfernt, auf dem seit dem Mord am früheren Regierungschef Rafik Hariri vor drei Wochen täglich Hunderttausende Libanesen unter der Parole: "Syrien raus!" demonstrieren. Bei der prosyrischen Demonstration - der ersten seit Hariris Tod - sorgten schwarzgekleidete Hisbollah-Mitglieder für Ordnung.

Hisbollah-Chef unterstützt Rückzugsvereinbarung

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah rief die libanesische Opposition zur Bildung einer "Regierung der nationalen Einheit" auf, um Libanon aus der Krise zu führen. Er unterstütze die Rückzugsvereinbarungen. Nasrallah wehrte sich aber gegen den Vorwurf, die Syrer seien Besatzer: "Israels (früherer Ministerpräsident Ariel) Scharon hat Beirut zerstört, während (der frühere syrische Präsident Hafis) el Assad es wieder aufgebaut hat". Washingtons Strategie, "Libanon zu spalten", werde nicht aufgehen.

DPA · Reuters
DPA/Reuters