Die pakistanische Staatsspitze ist nur knapp dem Bombenanschlag auf das Marriott-Hotel in Islamabad am Wochenende entgangen. Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani und Präsident Asif Ali Zardari hätten in dem Hotel gemeinsam zu Abend essen wollen, teilte Innenminister Rehman Malik am Montag mit. Die Angreifer hätten möglicherweise von dem geplanten Essen gewusst. In letzter Minute sei der Termin jedoch auf Anraten Gilanis in das Haus des Regierungschefs verlegt worden. Die Entscheidung sei geheim gehalten worden, sagte Malik.
Das "Marriott"-Management bestritt am Montag allerdings, dass einer der Speisesäle für eine so hochrangige Gesellschaft reserviert gewesen sei. Auch Teilnehmer des Abendessens erklärten, alle Einladungen, die eine Woche zuvor verschickt worden waren, seien für die Residenz des Premiers gewesen.
Bei dem Anschlag am Samstag waren 53 Menschen ums Leben gekommen, 270 wurden verletzt. Zu der Bluttat bekannte sich zunächst niemand, die Behörden vermuten aber das Terrornetzwerk al Kaida oder die Taliban als Urheber. Ein Berater des pakistanischen Taliban-Führers Baitullah Mehsud sagte, dieser sei nicht in den Anschlag verwickelt und teile die Trauer des Landes. Islamabads Polizeichef Asghar Raza Gardezi erklärte, es gebe noch keine Festnahmen im Zusammenhang mit der Tat
Führende pakistanische Zeitungen forderten die Regierung am Montag zu einer klaren Anti-Terror-Politik auf. Pakistan müsse eindeutig Position beziehen, schrieb das englischsprachige Blatt "The News" in einem Leitartikel. Die Regierung müsse akzeptieren, "dass dies unser Krieg ist". Die Tageszeitung "Dawn" rief Regierung und Streitkräfte auf, eine unmissverständliche Haltung im Kampf gegen den Terror an den Tag zu legen.
Die Fluggesellschaft British Airways stellte unterdessen ihre Verbindungen nach Pakistan wegen Sicherheitsbedenken vorübergehend ein. Eine konkrete Bedrohung gebe es aber nicht, sagte ein Sprecher in Pakistan. British Airways bietet wöchentlich sechs Flüge nach Pakistan an.
Pakistanische Armee beschießt US-Hubschrauber
Ein Zwischenfall in Nordwestpakistan dürfte derweil die Spannungen zwischen Islamabad und der US-Regierung verstärken: Nach Geheimdienstangaben beschossen pakistanische Soldaten und Stammesmitglieder zwei amerikanische Hubschrauber, die über die afghanische Grenze geflogen waren. Die Helikopter hätten das Feuer nicht erwidert und seien ohne zu landen nach Afghanistan zurückgekehrt, erklärten zwei Gewährsleute.
Die US-Armee hat in jüngster Zeit wiederholt Ziele in Pakistan angegriffen. Die USA werfen Pakistan vor, nicht ausreichend gegen Extremisten vorzugehen, die das Grenzgebiet zu Vorbereitungen von Taliban-Angriffen auf Nato-Truppen im benachbarten Südafghanistan nutzen.
Ebenfalls im Nordwesten des Landes entführten Bewaffnete am Montag den designierten afghanischen Botschafter in Pakistan. Die Männer hätten das Fahrzeug des Diplomaten überfallen und seinen Fahrer getötet, teilte ein Sprecher der afghanischen Vertretung mit.