Nach der US-Wahl Obama lässt die Drähte glühen

Bloß keine Zeit verlieren: Barack Obama treibt die Amtsübernahme im Eiltempo voran. Am Tag nach seiner Wahl telefonierte der designierte US-Präsident mit den wichtigsten Staats- und Regierungschefs. Schon heute trifft Obama sich mit seinem Übergangsteam und möglichen Ministern seines künftigen Kabinetts.

Nach seinem Wahlsieg drückt der künftige US-Präsident Barack Obama weiter mächtig aufs Tempo. Zur Vorbereitung des Regierungswechsels in Washington nahm er bereits seinen ersten Tagesbericht der Geheimdienste entgegen. Dieser vor allem von der CIA zusammengestellte Informationsdienst ist sonst allein dem amtierenden Präsidenten vorbehalten. Anschließend beriet sich Obama mit Mitgliedern seines Übergangsteams, das die Bildung der neuen Regierung vorbereitet. Am heutigen Freitag trifft er sich in Chicago mit seinem Übergangsteam und möglichen Ministern seiner künftigen Regierung. Anschließend wird Obama seine erste Pressekonferenz als designierter Präsident abhalten.

Es wird allerdings erwartet, dass Obama nach der Berufung von Rahm Emanuel für das Amt des Stabschefs im Weißen Haus in dieser Woche noch keine Kabinettsmitglieder ernennen wird. Eine sorgfältige Auswahl habe für den gewählten Präsidenten Vorrang vor Geschwindigkeit, erklärten seine Berater. Gleichzeitig drehte sich das Spekulationskarussel weiter. Für das Amt des Außenministers ist jetzt der ehemalige General James Jones im Gespräch. Der ehemalige Außenminister Colin Powell von der Republikanischen Partei wird mit dem Amt des Bildungsministeriums in Verbindung gebracht. Obama hat signalisiert, dass er auch Republikaner in die Regierung holen will. Potenzielle Kandidaten sind die Senatoren Chuck Hagel und Richard Lugar.

Obama telefoniert mit der halben Welt

Am zweiten Tag nach seinem Wahlsieg nahm Obama telefonische Glückwünsche von neun Staats- und Regierungschefs entgegen, darunter auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Kanzlerin und Obama hätten bei dem Telefonat eine enge Zusammenarbeit bei der Stabilisierung Afghanistans, der Finanzkrise, dem Klimaschutz und beim Umgang mit dem iranischen Atomprogramm verabredet, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm.

Merkel gratulierte Obama zu einer Wahl "von historischer Dimension". Der künftige US-Präsident habe sich für die große Gastfreundschaft bei seinem Besuch im Juli in Berlin bedankt, teilte Wilhelm mit.

Ebenso wie Merkel will auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy schon bald mit Obama zusammentreffen. Dies vereinbarten beide Politiker am Donnerstagabend in einem halbstündigen Telefongespräch, wie Sarkozys Büro mitteilte. Der französische Staatschef habe Obama zu seinem "brillianten" Wahlsieg gratuliert, erklärte der Élysée-Palast. Die Atmosphäre des Gesprächs sei "äußerst freundlich" gewesen.

Frankreich will auf dem Weltfinanzgipfel am 15. November in Washington ein 100-Tage-Programm für eine internationale Finanzreform vorschlagen. Dies geht aus einem Papier hervor, das Frankreich in seiner Funktion der EU-Ratspräsidentschaft den übrigen Mitgliedstaaten als Diskussionsgrundlage für ein Vorbereitungstreffen der EU am Freitag übermittelt hat. Der G20-Gipfel in Washington wird zwar noch von dem scheidenden Präsidenten George W. Bush geleitet, doch wie es heißt, werde auch Obama in das internationale Treffen eingebunden.

Im Gespräch mit dem mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón versicherte Obama der Regierung des Nachbarlands weitere Unterstützung der USA im Kampf gegen Drogenhandel und organisiertem Verbrechen, wie die Regierung in Mexiko-Stadt mitteilte. Dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak sagte Obama nach Angaben von dessen Büro, die Beziehungen zwischen beiden Staaten seien ein Eckstein für Frieden und Sicherheit in Asien. Weitere Telefongespräche führte Obama am Donnerstag nach Angaben seiner Sprecherin Stephanie Cutter mit dem britischen Premierminister Gordon Brown, dem australischen Ministerpräsidenten Kevin Rudd, Kanadas Ministerpräsidenten Stephen Harper, Israels Ministerpräsidenten Ehud Olmert und dem japanischen Ministerpräsidenten Taro Aso.

Am Montag wollen Bush und seine Ehefrau Laura das Ehepaar Obama im Weißen Haus empfangen. Dabei werde es auch einen Rundgang in den Privaträumen geben, kündigte eine Sprecherin an. Obama tritt das Präsidentenamt am 20. Januar an.

AP · DPA
joe/AP/DPA