Nahost-Konflikt "Müssen hart zurückschlagen"

Politiker und Experten beurteilen die Geiselnahme durch die südlibanesische Miliz Hisbollah als eine deutliche Eskalation der Nahost-Krise. Die deutsche Regierung, die EU, die UN und die US-Regierung zeigten sich besorgt.

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert: "Das ist eine Kriegshandlung des libanesischen Staates gegen den israelischen Staat auf dessen souveränen Territorium. Wir reagieren bereits mit größter Härte. Das Kabinett wird heute Abend zusammentreten, um über eine weitere militärische Reaktion der Armee zu entscheiden."

Israels Oppositionsführer Benjamin Netanjahu

: "Wir unterstützen unseren Ministerpräsidenten. Wir müssen zurückschlagen und dabei hart zuschlagen."

Hamas-Sprecher Ghasi Hamad

: "Eine militärische Eskalation wird Israel nicht gut tun. Eine militärische Eskalation wird weder hier noch im Libanon die Krise lösen."

Geir Pedersen, UN-Botschafter im Libanon

: "Der Schritt der der Hisbollah bedeutet eine Eskalation der ohnehin bereits angespannten Lage entlang der Blauen Linie (die libanesisch-israelische Grenze) und ist eine Tat mit sehr gefährlichen Ausmaßen."

Mark Heller, Jaffa-Zentrum für strategische Studien in Israel

: "Israels Nerven waren bereits bis zum Zerreißen angespannt. Das wird nun eine Menge Leute davon überzeugen, dass drastische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um irgendeine Form von Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. Ich wäre nicht überrascht, wenn es zu einigen sehr ernsthaften Einsätzen innerhalb des Libanons käme, die das libanesische Pulverfass nochmals zur Explosion bringen könnte."

Gerald Steinberg, Bar-Ilan-Universität in Israel

: "Das ist eine größere Eskalation und Israel wird seinerseits mit einer Eskalation reagieren. Das wird kein örtlich begrenzter Konflikt bleiben. Die internationale Gemeinschaft ist machtlos, weil sie sich schwach verhalten hat und der Hisbollah erlaubt hat, ihre Waffen zu behalten. Israel will eine Menge Feuerkraft einsetzen. Das ist eine Sache, auf die sich Israel vorbereitet hat und für die es trainiert hat. Die Frage ist, ob das auch auf Syrien übergreifen wird. Noch weiter gedacht stellt sich die Frage, ob Iran nicht nur über seine Verbündeten verwickelt sein wird, sondern auch direkt."

Richard Gussow, Analyst bei Excellence Nessuah Brokerage

: "Das ist eine sehr ernste Eskalation. Sie vergrößert die Unsicherheit, was in der geopolitischen Sphäre alles geschehen wird. Unter Investoren gibt es nun eine Menge Angst und Unsicherheit."

Nachdem die israelischen Streitkräfte ihre Offensive verstärkten, um den am 25. Juni im Gazastreifen entführten Soldaten zu befreien, haben sich die deutsche Bundesregierung, die Europäische Union, die Vereinten Nationen und das US-Außenministerium zur Eskalation der Lage geäußert:

Die

Bundesregierung

hat die Entführung der israelischen Soldaten durch die libanesische Hisbollah-Miliz "auf das Schärfste" verurteilt. "Wir fordern von der Hisbollah ... die sofortige und bedingungslose Freilassung der beiden Soldaten", sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Jens Plötner, in Berlin. Angesichts der neuen Eskalation in einer ohnehin angespannten Lage bestehe die Gefahr, "dass jedwede Verständigungslösung im Nahen Osten auf längere Zeit verschüttet wird". Außenminister Frank-Walter Steinmeier sei in Kontakt mit seinen Kollegen in der Region, sagte Plötner. Die Bundesregierung appelliere an alle Kräfte, mäßigenden Einfluss geltend zu machen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.

Die

Europäische Union

forderte ebenfalls die sofortige Freilassung der beiden Soldaten. Beide Seiten - Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz - müssten die "Blaue Linie" respektieren, die die Vereinten Nationen nach dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon im Jahr 2000 gezogen haben. "Wir sind äußerst besorgt", sagte EU-Sprecherin Emma Udwin.

Kofi Annan, Generalsekretär der

Vereinten Nationen

, verurteilte die Vergeltungsaktion Israels. "Ich verurteile ohne Vorbehalte den Angriff im Süden Libanons und fordere, dass israelische Soldaten sofort freigelassen werden", sagte Annan nach einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Romamo Prodi in Rom.

David Welsh vom

US-Außenministerium

sprach bei einem Besuch in Kairo von einer sehr gefährlichen Eskalation der Lage. Damit seien alle Bemühungen gefährdet, den Nahostkonflikt einer friedlichen Lösung zuzuführen.

AP · Reuters
Reuters/AP