Nahost-Konflikt Heftige Kämpfe in Südlibanon

Es schien voranzugehen in dem gewalttätigen Konflikt zwischen Israel und Libanon: Am Sonntag gab es konstruktive Gespräche und sogar ein Angebot für eine Waffenruhe. Doch die Gefechte gehen weiter. Nun soll Condoleezza Rice vermitteln.

Israelische Truppen sind am Montagmorgen in die Umgebung der südlibanesischen Grenzstadt Bint Dschbeil vorgestoßen. Dabei lieferten sie sich heftige Gefechte mit Kämpfern der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz. Ein Sprecher der Organisation in Beirut bestätigte "schwere Kämpfe mit Schnellfeuergewehren und panzerbrechenden Waffen". Libanesische Fernsehkanäle zeigten Bilder von den Kämpfen, auf denen große Rauchwolken zu sehen waren, während israelische Panzer, Panzerfahrzeuge und Bulldozer auf Bint Dschbeil vorstießen.

Nach Angaben beider Seiten wurden neun israelische Soldaten verletzt. Nach israelischen Angaben zerstörte das Militär neun Abschussrampen für Hisbollah-Raketen Am Wochenende hatten israelische Truppen das Grenzdorf Marun al Ras eingenommen, von wo sie am Montagmorgen auf das vier Kilometer entfernte Bint Dschbeil vorstießen.

Hisbollah gibt sich kämpferisch

Nach den Worten des Hisbollah-Führers Scheich Hassan Nasrallah würden die israelischen Militärvorstöße seine Organisation nicht davon abhalten, weiter Raketen auf Nordisrael abzuschießen. "Wohin auch immer Israel vorrückt, es wird keinen politischen Gewinn daraus ziehen", erklärte Nasrallah in einem Interview der in Beirut erscheinenden Tageszeitung "As-Safir".

Der Ansturm der Libanon-Flüchtlinge auf Zypern hält indessen weiter an. Nach offiziellen Angaben aus Nikosia vom Montag sind seit Beginn der Kampfhandlungen vor knapp zwei Wochen bisher mehr als 30.000 Menschen auf der Mittelmeerinsel eingetroffen.

Panzer und Artillerie in

Bereits in der vergangenen Nacht hatten israelische Truppen nach Angaben israelischer Medien ihre Operationen im Südlibanon ausgeweitet. Die Tageszeitung "Haaretz" berichtete in ihrer Onlineausgabe, die Bodentruppen rückten "langsam und vorsichtig, unter schwerem Feuer aus der Luft, von Panzern und Artillerie vor, um den Widerstand aufzuweichen". Die Offensive gegen die Hisbollah-Miliz werde vermutlich noch bis zu zehn Tage dauern, erst dann könne ein Waffenstillstand ausgerufen werden.

Zuvor hatte die Armee in dem südlibanesischen Grenzdorf Marun al Ras zwei Hisbollah-Kämpfer gefangen genommen. Wie die Tageszeitung "Jerusalem Post" unter Berufung auf das Armee-Radio berichtete, handelt es sich um die ersten Gefangenen seit Beginn der Kampfhandlungen vor zwölf Tagen. Die Männer seien nach Israel gebracht worden. Israelische Truppen hatten den als strategisch wichtig geltenden Ort am Samstag nach schweren Kämpfen mit der Hisbollah-Miliz unter ihre Kontrolle gebracht.

Saudi-Arabien bittet Bush um Vermittlung

Unterdessen forderte Saudi-Arabien US-Präsident George W. Bush auf, sich für eine sofortige Einstellung der Gewalt im Libanon einzusetzen. "Wir haben einen Waffenstillstand gefordert, damit die Feindseligkeiten aufhören", sagte der saudische Außenminister Saud al-Faisal nach einem Treffen mit Bush und seiner US- Amtskollegin Condoleezza Rice im Weißen Haus. Die USA haben bisher einen sofortigen Waffenstillstand als sinnlos abgelehnt, da er die Bedrohung Israels durch die Hisbollah nicht beenden würde.

Rice flog nach dem Treffen in den Nahen Osten. Am heutigen Montag wird sie in Jerusalem mit dem israelischen Regierungschef Ehud Olmert und am Dienstag im Westjordanland mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas zusammenkommen. Am Mittwoch reist Rice dann zur Teilnahme an einer internationalen Nahost-Konferenz nach Rom.

Olmert kann sich Friedenstruppe im Südlibanon vorstellen

Für Olmert ist die Stationierung einer internationalen Truppe im Südlibanon zur Lösung des Konflikts vorstellbar. Die Truppe müsse jedoch von Staaten der Europäischen Union gestellt werden, sagte Olmert nach Berichten israelischer Medien bei einem Treffen mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Außerdem müsse ein Mandat für die Truppe auch die Überwachung der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien sowie die volle Umsetzung der UN-Resolution 1559 umfassen. Die Resolution sieht eine Entwaffnung der Hisbollah und die Übernahme der Kontrolle im Südlibanon durch die libanesische Armee vor.

Israels Verteidigungsminister Amir Perez hatte nach einem Treffen mit Steinmeier erklärt: "Israel unterstützt eine starke internationale Truppe mit einem robusten Mandat im Südlibanon für einen begrenzten Zeitraum, bis die libanesische Armee in Position gehen und auf effektive Weise aktiv werden kann." Diese Truppe müsse auch gegen Waffenlieferungen aus Syrien an die Hisbollah vorgehen, betonte Perez. Ein robustes Mandat erlaubt Friedenssoldaten ausdrücklich auch die Anwendung von Gewalt.

Steinmeier vorsichtig optimistisch

Steinmeier äußerte sich nach seinen Gesprächen in Israel vorsichtig optimistisch zu einer ersten Bewegung in dem Konflikt. "Ich habe den Eindruck, etwas öffnet sich hier", sagte er dem ZDF-"heute journal". Mit Olmert habe er auch über die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Kampf gegen die Hisbollah im Libanon und die weltweite Diskussion über die Opfer in der Zivilbevölkerung gesprochen. "Die Antwort der Israelis ist verständlicherweise der Hinweis auf die Situation der eigenen Bevölkerung", sagte Steinmeier.

Der stellvertretende israelische Ministerpräsident Schimon Peres lehnte am Sonntagabend Verhandlungen mit der radikal-islamischen Hisbollah ab. Nur der Libanon selbst könne mit der Hisbollah verhandeln, sagte er in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen". Zugleich äußerte sich Peres skeptisch zu einem Einsatz einer internationalen Friedenstruppe zur Lösung des Konflikts. "Wir glauben, dass wir uns selbst verteidigen müssen, wir bitten niemanden darum, unser Leben zu verteidigen."

DPA
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