Knapp eine Woche nach Verhängung des Ausnahmezustandes in Pakistan hat sich die Lage verschärft. Oppositionsführerin Benazir Bhutto wurde kurz vor geplanten Massenprotesten unter Hausarrest gestellt. Etwa 3000 Sicherheitskräfte hätten ihr Haus umstellt, sagte die Oppositionsführerin am Freitag in einem Telefoninterview mit dem US- Nachrichtensender CNN. Mehr als 5000 ihrer Anhänger seien festgenommen worden.
Als Bhutto am Freitagvormittag trotz des Polizeiaufgebots versuchte, in einem gepanzerten Fahrzeug ihr Anwesen in Islamabad zu verlassen, wurde sie von Dutzenden Sicherheitskräften gestoppt. "Wir haben Anordnung, Bhuttos Bewegungsfreiheit bis zum Abend einzuschränken", hieß es aus Sicherheitskreisen. Nach Angaben der früheren Regierungschefin, die nach acht Jahren im selbst gewählten Exil erst kürzlich in ihre Heimat zurückgekehrt war, wurde ihr Haus in Islamabad auch mit Stacheldraht umzäunt.
Bhutto hatte vorgehabt, an der Kundgebung in der benachbarten Stadt Rawalpindi teilzunehmen. Um die Proteste gegen den von Präsident Pervez Musharraf verhängten Ausnahmezustand im Keim zu ersticken, hätten Sicherheitskräfte alle Ausfallstraßen aus Islamabad und anderen großen Städten abgeriegelt, sagte Bhutto. Es gebe Berichte, dass etwa 5000 ihrer Parteianhänger im Vorfeld der geplanten Massenproteste festgenommen wurden. Die Regierung bestätigte die Festnahme von 1000 Menschen in den vergangenen Tagen. Teilweise sei die Polizei mit Schlagstöcken gegen Demonstranten vorgegangen, die sich vor der großen Kundgebung an verschiedenen Orten hätten sammeln wollen, sagte Bhutto. Seit Verhängung des Ausnahmezustands waren nach unbestätigten Angaben bereits bis zu 7000 Anwälte festgenommen worden, die den Protest gegen Musharraf zunächst angeführt hatten.
TV-Programme von CNN und BBC unterbrochen
Die pakistanischen Behörden haben den Empfang des britischen Nachrichtensenders BBC und dessen US-Konkurrenten CNN erneut unterbrochen. Nach Berichten über den Hausarrest der Oppositionsführerin Benazir Bhutto und die Absperrungen gegen eine geplante Demonstration wurden die Kabelnetzbetreiber am Freitag angewiesen, die Weiterleitung beider Sender zu stoppen.
Sie waren erst am Vorabend wieder zugelassen worden, nachdem sie seit Verhängung des Ausnahmezustandes am Wochenende nicht mehr über Kabel zu empfangen gewesen waren. In den vergangenen Tagen setzte daraufhin ein Run auf Satellitenschüsseln ein, deren Verkauf schließlich in mindestens zwei Städten verboten wurde. Im Kabelnetz konnte lediglich der staatliche Sender empfangen werden. Tageszeitungen erscheinen wie gewohnt.
Der Militärmachthaber hatte am Donnerstag vor weiteren Protesten der Opposition gewarnt, gegen die seine Regierung mit harter Hand vorgehen werde. Zugleich hatte er aber für Februar Wahlen angekündigt und seine Bereitschaft bekräftigt, als Armeechef zurückzutreten. Diese Ankündigung wurde von der Opposition am Freitag als unglaubwürdig zurückgewiesen.