Richard Cheney Der Kopf des Kriegskabinetts

Als Kopf des Kriegskabinetts ist er unbestritten der einflussreichste Bush-Berater. Frühzeitig gab US-Vizepräsident Richard Cheney zu erkennen, dass er in der Entmachtung Saddam Husseins den einzig sinnvollen Kurs sah.

Als in den Vereinten Nationen noch um ein friedliches Ende des Irak-Konfliktes gerungen wurde, war von Richard Cheney wenig zu sehen. Er überließ Außenminister Colin Powell das Rampenlicht. Erst als auf den Azoren auch die letzte Illusion einer diplomatischen Lösung zerbrach, gab es den US-Vizepräsidenten daheim auf allen Fernsehkanälen zu sehen. «Es ist keine Frage, wir sind dem Ende der diplomatischen Bemühungen sehr nahe», verkündete der Vize in «Meet the Press». Wenige Stunden später rief US-Präsident George W. Bush die «Stunde der Wahrheit» für Saddam Hussein aus.

Der seit langem herzkranke, aber standfeste 62 Jahre alte Cheney hatte wieder einmal die Rolle als »graue Eminenz» der Regierung Bush perfekt gespielt. «Im Irak-Drama entpuppt sich Cheney als der Kriegsberater des Präsidenten», urteilte das «Wall Street Journal». Die größte Aufmerksamkeit habe zwar US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Powell und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice gegolten. «Doch der Vizepräsident hat die größte Rolle von allen gespielt».

Einflussreichster Bush-Berater

Als Kopf des Kriegskabinetts ist der politische Profi aus dem Staat Nebraska, der schon in den siebziger Jahren Stabschef des Weißen Hauses war, unbestritten der einflussreichste Bush-Berater. Frühzeitig gab er zu erkennen, dass er in der Entmachtung Saddam Husseins den einzig sinnvollen Kurs sah. Die Fäden zog er im Hintergrund. Aus der Deckung kam er dann, wenn er sein Ziel gefährdet sah - wie im Sommer 2002, als er die Welt mit einer ungeschminkten Absage an die Doktrin der Eindämmung erschreckte. Seinerzeit machte sich Colin Powell für den Umweg nach Bagdad über die Vereinten Nationen stark.

Cheneys wichtigste Verbündete sitzen im Pentagon. Sie werden von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld angeführt, der durch Provokation und Lässigkeit zum Medienstar wurde. War Colin Powell die «Taube», die sich um eine friedliche Lösung des Konflikts und gute Beziehungen mit den Verbündeten bemühte, so war «Rummy» der «Falke», der mit Kritik an dem «alten Europa» um Frankreich und Deutschland nicht hinter dem Berg hielt. Ihm assistierten besonders der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz sowie der erzkonservative Pentagon-Berater Richard Perle. Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice moderierte nach eigenen Angaben zwischen den Fraktionen, doch gibt es wenig Zweifel daran, dass auch sie einen Regimewechsel in Bagdad von Beginn an unterstützte.

Großer Verlierer des internen Macht-Spiels

Am zwiespältigsten ist in den Wochen vor dem Ultimatum und wahrscheinlichen Krieg das Bild Colin Powells gewesen, des Mannes, der viele Monate lang nicht nur die Hauptlast der Diplomatie trug, sondern auch als wichtigster Sprecher in die sonntäglichen Fernseh-Talkshows geschickt wurde. Nach dem Fehlschlag im Sicherheitsrat gilt er als der große Verlierer des internen Macht-Spiels.

Doch er selbst stellt sich eher als ein Stratege dar, der parallel zu militärischen Vorbereitungen einen letzten Anlauf zu einer international abgestimmten Lösung nahm. Die Zeit sei nicht verloren worden, man habe sie ohnehin für den Truppenaufmarsch gebraucht, sagte er im Fernsehen. Das schien Kritiker zu bestätigen, die ihn für einen treuen Vasallen des Präsidenten halten, der im Machtgefüge die ihm zugewiesene Rolle spielte und am Ende als «Chefankläger» im Sicherheitsrat sein wahres Gesicht zeigte. Powell hat mit Cheney und Rice eine bedeutende Gemeinsamkeit: Die drei gehörten zum inneren Machtkreis von George Bush senior an, der 1991 in den Golfkrieg gegen Saddam Hussein zog und dessen Truppen Halt machten, bevor der irakische Diktator stürzte.

DPA
Herbert Winkler