Desaster von einer Mobilmachung Kein Wasser, kein Brennholz, rostige Gewehre – neue Proteste von Mobilisierten flammen auf

Mobilmachung in Russland: Mobilisieret Soldaten bei einer Übung. So zeigt sie die Kreml-Propaganda
Mobilmachung in Russland: Mobilisieret Soldaten bei einer Übung. So zeigt sie die Kreml-Propaganda. In der Realität mangelt es oft an grundsätzlicher Versorgung. 
© Pavel Lisitsyn / Imago Images
Die Mobilmachung in Russland läuft so desaströs weiter, wie sie begonnen hat. Kein Wasser, keine Nahrung, kein Brennholz –katastrophale Zustände haben nun in Kazan zu einem Aufstand mobilisierter Soldaten geführt. 

"Arschficker, Arschficker, Arschficker!" Im Chor schallte dieser Ruf am vergangenen Freitagabend über das Gelände der zentralen Sammelstellen für Mobilisierte in Kazan. Tausende frisch rekrutierte Soldaten verhöhnten ihren Offizier, der gekommen war, um die aufgebrachte Menge zu beruhigen. Rostige Maschinengewehre, Hunger, Mangel an Wasser und Brennholz: katastrophale Zustände in dem Militärlager lösten die erzürnten Proteste aus, berichten lokale Medien übereinstimmend. 

Die Telegram-Kanäle Sota und Astra veröffentlichten mehrere Videoaufnahmen, die den Aufstand der mobilisierten Soldaten zeigen. "Nimm deine Abzeichen ab", forderte die aufgebrachte Menge von dem Mann, den sie als Oberst titulierte. 

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"Wo bleibt das trockene Feuerholz?", wollte jemand von den Protestierenden wissen. Ein anderer Rekrut forderte den Offizier auf, wenigstens Waschmaschinen bereitzustellen. Dann würden die Mobilisierten mit Vergnügen "jeden Tag von morgens bis abends im Schlamm sitzen", spottete jemand. 

Hilflos musste der Offizier schließlich das Feld räumen – unter Schmährufen und Beleidigungen. 

Russische Behörden wollen die Proteste beruhigt haben 

Am folgenden Tag erklärten die russischen Behörden, alle Probleme der Mobilisierten seien beseitigt worden. Zwei Mal sei Generalmajor Kirill Kulakow vor Ort gewesen, um mit den Mobilisierten zu sprechen, hieß es auf der Verlautbarungsseite der Regierung der Teilrepublik Tatarstan. Auch der stellvertretende Ministerpräsident von Tatarstan, Rustam Nigmatullin, sei zu den Gespräch am vergangenen Samstagmorgen angereist.

"Wie sich herausstellte, entstand das Problem mit feuchtem Brennholz aufgrund der jüngsten Regenfälle und Schneeregen: Die oberen Reihen der Holzstapel sind dabei nass geworden", erklärten die Behörden die Vorkommnisse auf dem Militärgelände. "Neues trockenes Brennholz wurde zur Sammelstelle gebracht. Zusätzlich werden ab Montag Brennstoffbriketts zur Sammelstelle transportiert, die auf Kosten der Republik geliefert werden." Außerdem habe man in separaten Zelten Steckdosen zum Aufladen von Telefonen organisiert. Die Mobilisierten hatten sich darüber beklagt, dass sie nicht einmal Zugang zu Steckdosen hätten. 

"Im Moment sind alle Probleme der Soldaten gelöst, die Forderungen wurden zurückgezogen. Das Regiment arbeitet weiterhin gemäß dem Tagesablauf und dem Kampfkoordinierungsplan", hieß es seitens der Behörden. Ob die Proteste sich tatsächlich aufgelöst haben, ließ sich bislang jedoch aus keiner unabhängigen Quelle bestätigen.

Proteste von Mobilisierten in Russland

Erst in der vergangenen Woche meuterten mobilisierte Soldaten in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien. Der wichtigste Grund für ihren Unmut: die ausbleibenden Zahlungen, die ihnen versprochen worden waren. Nach ihrem Aufstand sollen die Rekruten Stiefel und Schlafsäcke verteilt bekommen haben – um sie fürs Erste zu beruhigen. Mehr dazu lesen Sie hier:

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