Spionage Auch UN-Waffeninspekteure systematisch abgehört

Neben UN-Generalsekretär Kofi Annan sind offenbar auch die Telefongespräche der früheren Waffeninspekteure in Irak, Richard Butler und Hans Blix, von westlichen Geheimdiensten abgehört worden.

Neben UN-Generalsekretär Kofi Annan sind offenbar die Telefongespräche der früheren Waffeninspekteure in Irak, Richard Butler und Hans Blix von westlichen Geheimdiensten systematisch abgehört worden. Der australische Rundfunksender ABC berichtete unter Berufung auf Geheimdienstquellen am Freitag, die Abhörprotokolle seien den Regierungen der USA, Australiens, Kanadas, Großbritanniens und Neuseelands zugänglich gemacht worden.

"Jedes Mal, wenn Blix nach Irak kam, wurde sein Telefon abgehört. Die Gespräche wurden aufgezeichnet", sagte ABC-Journalist Andrew Fowler. Ein Informant des australischen Geheimdienstes habe ihm dies berichtet. Wer das Telefon von Blix angezapft haben soll, sagte er nicht. Das australische Justizministerium lehnte eine Stellungnahme ab.

Für vertrauliche Gespräche in den Central Park

Butler sagte dem Sender ABC, er sei sich bewusst gewesen, dass sein Büro in New York verwanzt gewesen sei. Er selbst habe auch Abhörprotokolle von Gesprächen anderer Personen erhalten, "um meinen Job, die Entwaffnung Iraks, erledigen zu können". Um vertrauliche Gespräche zu führen habe er den nahe gelegenen Central Park aufgesucht.

Die UNO will jetzt Maßnahmen zu einem besseren Abhörschutz treffen. "Das Sekretariat führt routinemäßig technische Maßnahmen zum Schutz gegen solche Verletzungen der Privatsphäre durch und solche Maßnahmen werden jetzt intensiviert", sagte UN-Sprecher Fred Eckhard. Er verwies auf Abkommen, die die Unantastbarkeit des Geländes der UNO garantierten. "Wir möchten, dass diese Praxis aufhört, falls sie tatsächlich angewandt worden ist", sagte Eckhard. "Es untergräbt die Geschäftsgrundlage des Generalsekretärs." Diejenigen, die mit Annan sprächen, hätten ein Recht darauf anzunehmen, dass die Unterredungen vertraulich blieben. Annan wolle, dass die Spionage sofort beendet werde, da die Arbeit des Generalsekretärs dadurch unterwandert werde.

"Eine gefährliche Situation"

Am Donnerstag hatte die frühere britische Entwicklungsministerin Clare Short der BBC gesagt, Annan sei vor dem Irak-Krieg systematisch ausspioniert worden. Sie habe seinerzeit selbst Mitschriften von Gesprächen Annans gelesen.

Blair reagierte empört auf die Äußerungen Shorts und nannte die Vorwürfe "zutiefst unverantwortlich." Auf einer Pressekonferenz in London sagte er: "Wir geraten als Land in eine sehr gefährliche Situation, wenn die Leute das Gefühl haben, sie könnten Geheimnisse oder Einzelheiten von Sicherheitseinsätzen einfach so verbreiten, unabhängig davon, ob sie falsch oder wahr sind." Blair hatte erst jüngst eine Regierungskrise im Zusammenhang mit dem Irak-Konflikt weitgehend unbeschadet überstanden, die ein BBC-Reporter mit einem Bericht über ein angeblich aufgebauschtes Waffendossier ausgelöst hatte.