Seit fast vier Jahrzehnten steht er im Dienst der Vereinten Nationen, und in dieser Zeit hat Staffan de Mistura wertvolle Erfahrungen an den Krisenherden dieser Welt gesammelt. Nun wird der 63-jährige Schwede UN-Sondergesandter für Afghanistan, einem der derzeit größten Sorgenkinder der internationalen Staatengemeinschaft. Sein oberster Dienstherr Ban Ki Moon lobte bei der Ernennung, de Mistura habe bei seinem letzten Einsatz im Irak "Führungskraft in einem heiklen Sicherheitsumfeld" bewiesen.
Den Irak kennt der Karrierediplomat de Mistura aus mehreren Einsätzen: 1997 war er dort für einige Monate als UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten. 2005 wurde er erneut in das Zweistromland entsandt, diesmal blieb er als stellvertretender Sondergesandter etwas mehr als ein Jahr. Bis Juli vergangenen Jahres bekleidete der Sohn einer Schwedin und eines Italieners dann für knapp zwei Jahre den Posten des Sondergesandten im Irak, bevor er zum stellvertretenden Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) in Rom ernannt wurde.
Den Nahen Osten kennt de Mistura seit seiner Entsendung in den Südlibanon, wo er von 2001 bis 2004 als persönlicher Repräsentant des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan tätig war. In Somalia arbeitete der Vater zweier Kinder für das UN-Kinderhilfswerk UNICEF, weitere Stationen waren der Balkan und Nepal. De Mistura spricht neben Schwedisch, Italienisch und Englisch auch Deutsch, Französisch, Spanisch und etwas Arabisch.
De Mistura folgt dem umstrittenen Norweger Kai Eide nach, dessen Mandat Ende Februar endet. Eide war unter anderem von seinem inzwischen entlassenen Stellvertreter, dem US-Diplomaten Peter Galbraith, vorgeworfen worden, er habe den Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl in Afghanistan im Sommer vergangenen Jahres verharmlosen wollen.
De Misturas Ernennung komme zu einem "kritischen Zeitpunkt", sagte Ban am Mittwoch, einen Tag vor der internationalen Afghanistan-Konferenz in London. Während das afghanische Volk mehr und mehr über seine Zukunft mitbestimmen wolle, brauche es zugleich die Gewissheit, dass die internationale Gemeinschaft langfristig beim Aufbau der Regierungsinstitutionen helfe. Dies zu vermitteln wird wohl eine von de Misturas wichtigsten Aufgaben werden.