Gegner des Regimes in Syrien begegneten der Arabischen Liga zuletzt mit Spott. Man werde ein Begräbnis für die Organisation ausrichten, mit Trauerreden und Gebeten, kündigten Aktivisten vor dem Krisentreffen am Hauptsitz in Kairo höhnisch an. Doch dann fanden die arabischen Staaten am Wochenende doch eine überraschend deutliche Antwort auf die anhaltende Gewalt der syrischen Machthaber gegen die Opposition. Sie schlossen die Delegation von Präsident Baschar al-Assad kurzerhand von künftigen Treffen aus.
Die syrischen Vertreter dürften wiederkommen, wenn das Blutvergießen beendet sei, stellte der Ministerpräsident und Außenminister Katars, Scheich Hamad bin Dschasim al-Thani, am Samstag den beinahe im Konsens getroffenen Beschluss vor. "Wir sahen uns gezwungen, diese Entscheidung zu treffen", betonte er dabei.
Es ist noch keine zwei Wochen her, dass die syrische Führung der Organisation arabischer Staaten versichert hatte, das Blutvergießen zu beenden. Doch wie schon so oft hielt das Assad-Regime auch diesmal die Versprechen nicht ein. Im Gegenteil: Der November dürfte der blutigste Monat seit Beginn der Proteste im März werden. Vor allem die Protesthochburg Homs hat viele Tote zu beklagen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach schon von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Das wollte die Arabische Liga wohl doch nicht auf sich sitzen lassen. Die zuvor in dieser Frage höchst zerstrittenen Staaten stimmten mit großer Mehrheit für die Sanktionierung Syriens. Nur der Libanon und Jemen votierten dagegen, der Irak enthielt sich. Beirut befürchtet innere Konflikte, sollte es Syrien zu stark angehen. Und Jemens langjährigem Herrscher Ali Abdullah Salih dürfte bewusst sein, dass er bald schon selbst Ziel eines solchen Beschlusses werden könnte.
Die Golfstaaten versuchen indes, am Beispiel Syriens bei der Konfliktlösung in der Region wieder stärker mitzumischen - und üben dabei den Spagat. Denn eigentlich betrachten die stark konservativen und religiösen Länder die Demokratiebewegungen mit Argwohn - in Bahrain halfen sie gar bei der Unterdrückung der Proteste. So war die Arabische Liga lange Zeit gespalten und gab in Libyen das Heft fast komplett aus der Hand, nachdem sie einer Flugverbotszone und damit letztlich auch einen Militäreinsatz der Nato zugestimmt hatte.
Doch diesmal wollen die Araber ihre Konflikte selbst lösen. So legte Katars Ministerpräsident Wert darauf, dass die Syrien-Krise nicht internationalisiert werde. Die arabische Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" schrieb in ihrem Kommentar bereits hoffnungsvoll über einen "Countdown" zum Fall Assads. Die Einladung der Arabischen Liga an die syrische Opposition zu Gesprächen in diesen Tagen sei der wichtigste Beschluss der Organisation. Denn dabei werde über die Zeit nach dem Sturz des Machthabers beraten, analysierte das Blatt.
Der vorläufige Ausschluss der Syrer tritt am Mittwoch in Kraft. Darüber hinaus hat die Arabische Liga auch politische und wirtschaftliche Sanktionen angekündigt und zur Abberufung arabischer Botschafter aus Syrien aufgerufen. Konkreter wurde es aber nicht. So wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sich zeigt, ob den scharfen Worten auch Taten folgen.