TANKEREXPLOSION »Da braucht man schon sehr viel Energie«

Die Ursache für die Tankerexplosion vor der jemenitischen Küste ist weiter unklar, aber alle Anzeichen deuten auf einen Terroranschlag. Unterdessen ist ein neues Bin-Laden-Video aufgetaucht.

Die Ursache der Explosion auf einem französischen Supertanker am Sonntag vor der Küste des Jemen ist weiter unklar. Ein Team französischer Spezialisten werde »sehr schnell« in den Jemen reisen, um die dortigen Behörden bei der Klärung aller Fragen zu unterstützen, gab der Élysée-Palast in Paris nach einem Telefongespräch zwischen dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Salih mit seinem Kollegen Jacques Chirac bekannt.

Auf den Tanker zugerast

Der französische Reeder Euronav ging von einem Attentat aus, da ein kleines Boot kurz vor der Detonation auf die »Limbourg« zugerast sei. Zunächst hatte es nach Angaben französischer Diplomaten geheißen, dass einiges auf ein Attentat hindeute. Später mahnte der Sprecher des französischen Außenministeriums in Paris, François Rivasseau, zur Vorsicht bei der Beurteilung der Explosionsursache. Dazu müssten die Untersuchungen abgewartet werden.

Der US-Nachrichtensender CNN zitierte jemenitische Beamte mit den Worten, zur Zeit der Explosion sei nur das Lotsenboot in der Nähe der »Limbourg« gewesen. Die Regierung in Sanaa wolle das Ergebnis der Untersuchung abwarten, hieß es. Die Explosion ereignete sich drei Seemeilen vor dem Öl-Hafen El Schahr nahe der Stadt Mukalla, wo das Schiff Rohöl laden sollte. Von den insgesamt 25 französischen und bulgarischen Seeleuten an Bord des Tankers, der zuvor bereits in Iran fast 400.000 Barrel Rohöl aufgenommen hatte, konnten nach Angaben aus Sanaa bis zum Nachmittag 24 gerettet werden. Ein bulgarischer Schiffsmechaniker wurde nach Angaben aus Sanaa am Abend noch vermisst. Der Brand war bis zum späten Nachmittag noch nicht unter Kontrolle.

Der Vizekonsul der französischen Botschaft in Sanaa, Marcel Goncalves, sagte zur Explosionsursache: »Wir haben Informationen, wonach ein kleines mit Sprengstoff beladenes Boot den Tanker gerammt hat, aber dies wurde uns offiziell bisher nicht bestätigt.« Auf die gleiche Art und Weise hatten Terroristen vor fast genau zwei Jahren den amerikanischen Zerstörer »USS Cole« angegriffen. Dabei wurden 17 US-Soldaten getötet.

Reeder geht von Attentat aus

Nach Angaben der Hafenbehörde war eine laute Explosion zu hören, als das 330 Meter lange Schiff gegen 10.00 Uhr (Ortszeit) in den Öl- Hafen von El Schahr einlaufen wollte. Der französische Reeder Euronav ging von einem Attentat aus. Das Schiff sei erst zwei Jahre alt und habe eine doppelte Außenwand, hieß es. »Da braucht man schon sehr viel Energie, um den Rumpf zu durchbohren«, erklärte das Unternehmen.

Jemen gilt als eine Zentrale der Al Kaida

Die jemenitischen Sicherheitskräfte hatten auf Drängen Washingtons nach den Terroranschlägen vom 11. September mehr als 100 mutmaßliche Anhänger der Terrororganisation El Kaida von Osama bin Laden festgenommen. In den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Berichte gegeben, wonach US-Spezialeinheiten die Terroristenjagd im Jemen demnächst selbst in die Hand nehmen sollen, da die Jemeniten zahlreiche Terroristen nicht gefasst hätten. Die Regierung in Sanaa hat dies mehrfach bestritten und stets betont, sie sei in der Lage mit dem Terrorismusproblem alleine fertig zu werden.

Schiffe der internationalen Flotte am Horn von Afrika, die seit einigen Monaten alle Seewege rund um die arabische Halbinsel überwachen, um Waffenschmuggel und terroristische Aktivitäten zu unterbinden, waren zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in der Nähe. Michael Koch, ein Pressesprecher des Deutschen Marineverbandes in Dschibuti, sagte: »Der Hafen von El Schahr gehört nicht zu unserem Einsatzgebiet, sondern befindet sich in jemenitischen Hoheitsgewässern.«

Bin Laden kündigt per Tonband weitere Anschläge an

In einem am Sonntag vom arabischen Fernsehsender El Dschasira ausgestrahlten Tonband hat eine männliche Stimme, bei der es sich um die des islamischen Extremisten Osama bin Laden handeln soll, weitere Anschläge gegen die USA angekündigt. »Die Jugend Gottes bereitet für euch Dinge vor, die eure Herzen mit Furcht erfüllen würden, und sie zielt auf eure wirtschaftliche Lebensader, bis ihr Unterdrückung und Aggression stoppt«, heißt es in dem Tonband. Wann die Aufnahme gemacht wurde, war zunächst nicht bekannt. Die kurze Rede wurde mit einem Bild Bin Ladens im Hintergrund ausgestrahlt.

»Die Botschaft verstehen«

Seine Worte richteten sich an das amerikanische Volk, erklärte der Sprecher. Er forderte die Amerikaner auf, »die Botschaft der Angriffe auf New York und Washington zu verstehen, die als Antwort auf einige eurer vorherigen Verbrechen kamen«. Offensichtlich sei die Botschaft aber nicht verstanden worden. »Lasst Amerika das Tempo dieses Konflikts beschleunigen oder verlangsamen, und wir werden entsprechen reagieren.« Beobachter hielten es für möglich, dass sich diese Bemerkung auf den Irak-Konflikt bezog. In diesem Fall könnte das Tonband jüngeren Datums sein.

Bin Ladens Aufenthalt ist derzeit unbekannt. Ob er überhaupt noch am Leben ist, ebenfalls. El Dschasira mit Sitz im Golfemirat Katar hat bereits häufiger Videobänder ausgestrahlt, auf denen Bin Laden oder ranghohe El-Kaida-Mitglieder zu sehen oder zu hören sind.

Tausende Amerikaner protestierten gegen Irak-Krieg

Mehrere tausend Menschen haben am Sonntag in den USA gegen einen Krieg ihres Landes gegen Irak demonstriert. Protestzüge gab es unter anderem in San Francisco, New York, Chicago und Portland. Die Demonstranten bezeichneten US-Präsident George W. Bush als »Kriegstreiber« und »Rassisten«. An der Demonstration im New Yorker Central Park nahmen unter anderem auch die Schauspieler Susan Sarandon und Tim Robbins teil. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich etwa 20.000 Menschen an dem Protest in New York.