Terroranschlag in Spanien Neue Hinweise auf Beteiligung islamischer Terroristen

Rund elf Millionen Menschen haben in Spanien gegen Terror und Gewalt demonstriert. Auf Transparenten hieß es: "Nein zum Terror" und "Heute erreichen unsere Tränen den Himmel." Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass doch islamische Terroristen hinter den Anschlägen gesteckt haben könnten.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass doch islamische Terroristen hinter den Anschlägen gesteckt haben könnten. Die eingesetzten Zünder entsprächen nicht denen, die sonst von der baskischen Untergrundorganisation ETA benutzt werden, berichtete die Presse am Samstag. Die Zünder seien aus Kupfer gewesen, die ETA habe stets Zünder aus Aluminium bevorzugt. Zudem bestanden die Bomben aus einem Plastiksprengstoff, den die ETA seit Jahren nicht mehr benutzt habe, wie es weiter hieß.

Es stehe auch fest, dass der Stunden nach den Attentaten gefundene Lieferwagen zum Transport der Bomben benutzt worden sei. In dem Fahrzeug war ein Tonband in arabischer Sprache mit Koran-Versen sichergestellt worden. Innenminister Angel Acebes hält aber weiter daran fest, dass die ETA der Hauptverdächtige sei. Der anonyme Anruf, in dem ein Sprecher im Namen der ETA jede Verantwortung für das Blutbad bestritten hatte, sei völlig wertlos, hieß es. "Wir glauben das nicht", sagte Acebes.

Trauerfeier für die Opfer

Am Samstag fanden in verschiedenen Städten Spaniens Trauerfeiern für die Opfer statt. In der spanischen Hauptstadt wurde in der Kathedrale La Almudena der Toten gedacht. Ihre Solidarität mit Spanien bekundeten auch Bundesaußenminister Joschka Fischer, EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der EU-Außenbeauftragte Javier Solana, der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi und der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin. US-Präsident George W. Bush gedachte in Washington der Opfer. An der Residenz des spanischen Botschafters Javier Ruperez legte er einen Kranz nieder.

In einem beispiellosen Protest gegen Terror und Gewalt sind am Freitagabend in Spanien elf Millionen Menschen auf die Straße gegangen. Allein in Madrid, wo Bombenanschläge am Tag zuvor fast 200 Todesopfer gefordert hatten, versammelten sich bei strömendem Regen 2,3 Millionen Demonstranten. "Es regnet nicht. Madrid weint", sagte der 20-jährige Jorge Mendez.

Zahl der Toten gestiegen

Die Zahl der Toten hat sich auf 200 erhöht. Ein Mann sei im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen, teilte die Regionalregierung am Samstag mit. Bei der Explosion von zehn Bomben in vier Pendlerzügen waren am Donnerstag zudem fast 1500 Menschen verletzt worden.

Sicherheitsmaßnahmen in Europa verstärkt

Zahlreiche europäische Staaten überprüften nach den Anschlägen von Madrid ihre Sicherheitsvorkehrungen. Griechenland bat die NATO um Hilfe bei der Sicherung der Olympischen Spiele. Zuvor hatte es mehrere Sondersitzungen der Militär- und Sicherheitschefs des Landes gegeben. Die NATO wurde gebeten, Luft- und Seeaufklärung zur Abwehr chemischer, biologischer und nuklearer Vorfälle zur Verfügung zu stellen. Die Olympischen Spiele finden vom 13. bis 29. August statt.

In Frankreich wurden die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verstärkt. Wie Innenminister Nicolas Sarkozy mitteilte, wurde für die meisten Einrichtungen die Sicherheitsstufe von Gelb auf Orange angehoben, der zweiten von insgesamt vier Stufen. Für Bahnhöfe und Flughäfen war sogar die nächsthöhere Stufe in Kraft, Alarmstufe Rot. Dort patrouillierten Soldaten.