Übergangsregierung in Kirgistan Präsident auf der Flucht

Nach dem gewaltsamen Umsturz in Kirgistan hat die Opposition am Donnerstag eine Übergangsregierung ausgerufen.

Nach dem gewaltsamen Umsturz in Kirgistan hat die Opposition am Donnerstag eine Übergangsregierung ausgerufen. Als erste Amtshandlung löste die Regierung unter Führung von Rosa Otunbajewa das Parlament auf. Otunbajewa kündigte an, dass die Übergangsregierung sechs Monate im Amt bleiben wolle.

Die Politikerin forderte Präsident Kurmanbek Bakijew zum Rücktritt auf und sagte, ihre Regierung wolle entsprechende Verhandlungen mit ihm aufnehmen. "Seine Geschäfte in Kirgistan sind beendet", sagte Otunbajewa, die auch eine Reform des Wahl- und Parteienrechts ankündigte. Bakijew hat die Hauptstadt Bischkek verlassen und hält sich offenbar in der Region Dschalal-Abad auf.

Es wird vermutet, dass er dort seine Anhänger mobilisieren will. Otunbajewa machte Bakijew für die Gewalt am Dienstag verantwortlich. "Die gestrigen Ereignisse waren eine Antwort auf Aggression, Tyrannei und die Unterdrückung abweichender meinungen. Alle Menschen, die getötet oder verletzt wurden, sind Opfer dieses Regimes."

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums kamen bei den Unruhen landesweit 68 Menschen ums Leben, etwa 400 wurden verletzt. Die Lage in der Hauptstadt Bischkek war am Donnerstag ruhig. Dort hatten am Mittwoch tausende Demonstranten den Sitz der Regierung gestürmt und das Büro des Staatsanwalts in Brand gesetzt. Auch zwei große Märkte wurden niedergebrannt.

Die Proteste begannen am Dienstag in der Stadt Talas, ausgelöst von einer massiven Erhöhung der Strom- und Heizkosten. Bakijew kam 2005 selbst an der Spitze einer Protestbewegung an die Macht. Diese "Tulpenrevolution" führte zum Sturz seines Vorgängers Askar Akajew, dem Korruption und Günstlingswirtschaft vorgeworfen wurden. Auch Bakijew hat zahlreiche Mitglieder seiner Familie mit führenden Posten in Wirtschaft und Politik versorgt.

APN
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