Mehr als einen Monat dauert der Krieg in der Ukraine schon an, und eine friedliche Lösung ist weiterhin nicht in Sicht. Russlands Präsident Wladimir Putin macht weiterhin keine Anstalten, seine Truppen zurückzuziehen, Gespräche zwischen Delegationen beider Seiten blieben ohne Ergebnis. Anfang des Monats hatte auch der russische Oligarch Roman Abramowitsch an Verhandlungen in Kiew teilgenommen.
Abramowitsch soll laut eines Berichts der britischen "Times" eine handgeschriebene Botschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erhalten haben. Darin soll Selenskyj seine Bedingungen für einen Frieden mit Russland genannt haben. Um welche Bedingungen es sich genau handelt, wird in dem Bericht nicht weiter erklärt. Bei einem Treffen in Moskau habe Abramowitsch den Zettel an Putin übergeben. Dieser aber habe laut "Times" brüsk abgelehnt: "Sag ihm, ich werde sie zerstören."
Oligarch Roman Abramowitsch: Berichte über mögliche Vergiftung
Abramowitsch war auch bei der neuen Runde der russisch-ukrainischen Friedensverhandlungen in Istanbul anwesend. Der Unternehmer sei allerdings kein offizielles Mitglied der russischen Delegation, sondern solle "bestimmte Kontakte" zwischen beiden Seiten gewährleisten, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Selenskyj hatte erklärt, dass russische Unternehmer der Ukraine ihre Hilfe angeboten hätten, um Sanktionen zu entgehen. Der ukrainische Präsident hat laut der US-Zeitung "Wall Street Journal" (WSJ) die USA gebeten, keine Sanktionen gegen Abramowitsch auszusprechen.

Zuvor hatte es Berichte über eine mögliche Vergiftung von Abramowitsch und Angehörigen der ukrainischen Delegation gegeben. Laut dem "WSJ" hätten Abramowitsch und die Ukrainer dem Bericht zufolge in diesem Monat nach einem Treffen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew "Symptome einer mutmaßlichen Vergiftung" aufgewiesen. Die drei Männer litten demnach unter geröteten Augen, schmerzhaftem Tränenfluss und sich ablösender Haut an Gesicht und Händen. Die Symptome hätten sich dann aber wieder verringert.
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Ukraine weist Gerüchte über Vergiftung zurück
Die ukrainische Seite wies solche Berichte allerdings zurück. Alle Mitglieder der Verhandlungsgruppen würden normal arbeiten, sagte der ukrainische Unterhändler Mychajlo Podoljak. Von Abramowitsch selbst sind keine öffentlichen Äußerungen zu einem möglichen Giftanschlag bekannt. Der Kreml bezeichnete die Berichte über eine angebliche Vergiftung als Teil eines "Informationskriegs". Die "New York Times" schrieb am Dienstag, dass es sich in Abramowitschs Fall wohl allem Anschein nach um eine gewöhnliche Lebensmittelvergiftung gehandelt habe.
Quellen: "Times" / "Wall Street Journal" (1) / "Wall Street Journal" (2) / "New York Times" / DPA

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