Am Freitagnachmittag (3. Februar) berichtete die Deutsche Presse-Agentur, dass die Ring-Besitzgesellschaft NR Holding den Hunsrück-Flughafen Hahn zum Kaufpreis von rund 20 Millionen Euro gekauft hat. Demnach ist der Nürburgring nun der neue Besitzer des Airports in Rheinland-Pfalz. Haupteigentümer des Nürburgrings ist wiederum Viktor Charitonin.
Der russische Oligarch besitzt zudem das größte Pharmaunternehmen in Russland. Es stellt Arzneimittel für Menschen und Haustiere her. Abgesehen vom Verkauf im Inland werden die Produkte vor allem nach China exportiert. Die Geschäftsbeziehungen reichen aber in die gesamte Welt – auch in die deutsche Pharma-Industrie. Wie der SWR mit Berufung auf die russische Wikipedia schreibt, ist Charitonins Unternehmen der größte Hersteller von Sputnik V, der russische Covid-Impfstoff. Laut der russischen Forbes-Liste beträgt das Vermögen des 50-Jährigen 1,4 Milliarden US-Dollar.
Viktor Charitonin gilt als Putin-naher Oligarch
Der russische Oligarch Roman Abramowitsch ist nicht nur ein ehemaliger Geschäftspartner von Charitonin, sondern auch ein guter Freund. Abramowitsch wurde nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im März 2022 auf die Sanktionsliste der EU und Großbritanniens gesetzt. Dem früheren Besitzer des englischen Fußballclubs FC Chelsea werden Verbindungen zum Kreml vorgeworfen.
Und auch der Haupteigentümer des Nürburgrings und neue Besitzer des Flughafens Hahn gilt als Putin-nah. Der Oligarch befindet sich seit 2019 zusammen mit fast 100 anderen russischen Geschäftsleuten auf der sogenannten "Putin-Liste" des US-amerikanischen Finanzministeriums. Dabei geht es um den Vorwurf der russischen Einflussnahme auf die US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016. Sanktionen wurden jedoch ausschließlich gegen hochrangige Putin-Vertraute verhängt. Darüber hinaus steht Charitonin nicht auf der Sanktionsliste der EU, welche als Reaktion auf den Russland-Krieg in der Ukraine eingeführt wurde.
Der russische Geschäftsmann gilt als Oldtimerfan und kann angeblich dutzende wertvolle Sammlerstücke sein Eigen nennen. Vor einigen Jahren fuhr er selbst bei einem berühmten Oldtimer-Rennen in Italien mit, 2014 stieg er als Investor beim Nürburgring in der Eifel ein. Der 50-Jährige ist mit einer russischen Olympia-Sportlerin verheiratet und hat zwei Kinder. Offiziell wohnt er in Moskau, zu seinem Besitz gehören aber Luxus-Immobilien verteilt auf dem Globus. Möglicherweise lebt Charitonin in London. Dort besitzt er zwei Appartments in dem teuersten Luxus-Wohnblock Europas, dem One Hyde Park.
Weiterer Bieter zahlt Geld für Kauf von Flughafen Hahn
Nun soll auch der schon länger insolvente Flughafen Hahn in seinen Besitz übergegangen sein. Das gezahlte Geld für den Kauf des ehemaligen US-Militär-Airports liegt bereits auf einem sogenannten Anderkonto. Die NR Holding teilte am Freitag mit: "Ja, wir haben einen Vertrag geschlossen. Dieser steht jedoch unter verschiedenen aufschiebenden Bedingungen." Damit seien vor allem die am kommenden Dienstag vor dem Insolvenzgericht Bad Kreuznach terminierten Gläubigerversammlungen von vier Hahn-Schwestergesellschaften gemeint. "Aktuell werden wir uns nicht weiter äußern", fügte die Ring-Besitzgesellschaft hinzu. Das Bundeswirtschaftsministerium könnte die Veräußerung an den Nürburgring noch gemäß dem Außenwirtschaftsgesetz einer Prüfung unterziehen. Die NR Holding hatte schon im Herbst 2021 am Bieterverfahren teilgenommen, damals aber weniger Geld als die Swift Conjoy GmbH in Frankfurt geboten. Offenbar hatte diese den Kaufpreis allerdings nie gezahlt.
Roman Abramowitsch: Sein Aufstieg, sein Club, seine Familie – das Leben des Oligarchen

Am Samstag berichtete die dpa von einem weiteren Bieter für den Flughafen. Ein Mainzer Immobilieninvestor mit dem Namen Firmengruppe Richter hat nach eigenen Angaben über eine Tochterfirma bereits einen notariellen Kaufvertrag unterschrieben und ebenfalls eine Kaufsumme auf ein Anderkonto überwiesen. Falls das Bundeswirtschaftsministerium der NR Holding um Viktor Charitonin keine Übernahmegenehmigung erteilen sollte, könnte also noch Richter als Gewinner aus dem Bieterverfahren hervorgehen. Die Nürburgring-Besitzgesellschaft hat jedoch wohl schon zuvor den Kaufpreis gezahlt und ist der Bieter mit dem inzwischen höchsten Bietangebot. Die Investitionen des russischen Oligarchen Charitonin in Deutschland nehmen also zu.