"Ukraine – die Lage" Militärexperte Mölling: Ukraine kommt bei Offensive voran – und Russland will im Nahen Osten Chaos stiften

Die Kämpfe im Süden der Ukraine gehen unvermindert weiter
Die Kämpfe im Süden der Ukraine gehen unvermindert weiter (ukrainischer Soldat am 12. Oktober 2023 bei Robotyne)
© Roman Pilipey / AFP
Russland nutzt nach Ansicht des Sicherheitsexperten Christian Mölling die Krise im Nahen Osten, um Chaos zu stiften. In der Ukraine könnte die russische Armee dagegen einen Rückschlag erleiden.

Russland nutzt nach Ansicht des Sicherheitsexperten Christian Mölling die Krise im Nahen Osten, um Chaos zu stiften. Mölling sagt am Freitag in der 160. Folge des stern-Podcasts "Ukraine – die Lage", die Führung in Moskau verfolge eine Strategie aus Sowjetzeiten, nämlich "überall da, wo man keine Kontrolle hat, die Kontrolle anderer zu schwächen – also Chaos zu stiften". Dieses Vorgehen sei unter anderem in Syrien erfolgreich gewesen.

Ukraine kommt im Osten des Landes gut voran

Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik spricht von einer "tiefen Verbundenheit" zwischen Russland und Iran. Beiden Staaten gehe es darum, "die bestehende Ordnung, die man als nicht vorteilhaft empfindet, abzubauen". Es wäre geradezu kindisch zu glauben, dass Iran und Russland nicht versuchen würden, Kapital aus der Entwicklung in Israel und dem Gaza-Streifen zu schlagen.  Für die Amerikaner sei es die größte Sorge, dass Iran nun einen expansiven Kurs verfolge. Die Entsendung von US-Flugzeugträgern sei "eine klare Nachricht an den Iran, nicht auf die Idee zu kommen, diese Gelegenheit zu nutzen und zu versuchen, hier mit einer größeren Aktion tätig zu werden und damit den gesamten Mittleren Osten in Flammen aufgehen zu lassen".

Die heftigen Angriffe der russischen Truppen im ukrainischen Donbass wertete Mölling als Versuch, die Front zu begradigen. "Bislang sieht es aber so aus, als ob die Ukrainer das gut und erfolgreich abwehren können", sagt er. Im Süden des Landes kämen die ukrainischen Streitkräfte bei ihrer Offensive weiter voran. Allerdings sei Geduld nötig. "Ich hoffe, es haben mittlerweile alle gelernt, dass es nur meterweise vorangeht", sagt Mölling.

Die Ukrainer kämen aber immer näher an den wichtigen Logistikknotenpunkt Tokmak heran. Wenn es gelinge, den Ort einzunehmen oder durch beständigen Beschuss unnutzbar zu machen, sei "ein guter Startpunkt erreicht für die nächste Offensive".

Mölling verweist auf Bemühungen der Russen, zusätzliche Verbindungslinien zur Krim zu schaffen. Die Ukrainer würden daher auch in Zukunft weit reichende Waffen brauchen, um solche Einrichtungen in großer Entfernung von der Front zu zerstören. Die Debatte um die Lieferung der deutschen Taurus-Marschflugkörper sei daher nach seiner Einschätzung nicht beendet, zumal die von Großbritannien und Frankreich an die Ukraine gelieferten Bestände ähnlicher Systeme irgendwann aufgebraucht seien.

wue