Umstrittenes Nuklearprogramm Iran will wieder über Atompläne sprechen

Nächste Runde im Dauerstreit ums Nuklearprogramm: Aus Angst vor weiteren Sanktionen bietet der Iran neue Verhandlungen über seine Atomprojekte an. Dabei kommt er den Weltmächten offenbar ein Stück weit entgegen.

Einen Tag vor den Beratungen der Sechsergruppe über härtere Sanktionen gegen den Iran hat sich die Islamische Republik überraschend zu neuen Verhandlungen über ihr umstrittenes Atomprogramm bereiterklärt. Der Iran habe seine Vorschläge ergänzt und wolle wieder in einen Dialog mit den Weltmächten treten, sagte der Chefunterhändler des Landes, Said Dschalili, am Dienstag dem arabischsprachigen Sattelitensender al-Alam. Der staatliche englischsprachige Fernsehkanal Press TV berichtete ebenfalls, der Iran sei bereit, ein neues Paket in den Konflikt einzubringen. Dem Sender zufolge sagte Dschalili, er hoffe, dass die neuen Vorschläge als Gesprächsbasis angenommen würden.

Die USA reagierten äußerst kühl. Er kenne zwar Berichte aus Teheran über einen ergänzten Vorschlag des Iran, offiziell liege den Vereinigten Staaten aber nichts Abschließendes vor, sagte Präsidialamtssprecher Robert Gibbs am Dienstag. Die USA warteten nach wie vor auf eine Antwort auf das Gesprächsangebot der Sechsergruppe vom April.

US-Präsident Barack Obama hat dem Iran eine Frist bis Ende September gesetzt, sich zu neuen Atomgesprächen bereitzuerklären. Am Montag hatten Deutschland und Frankreich mit einer Verschärfung der Sanktion gedroht, falls sich der Iran nicht klar zu einem Dialog über das Atomprogramm bekennen sollte.

Bau von Atomwaffen angeblich erforscht

Am Mittwoch steht ein Treffen hochrangiger Vertreter der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschlands an, bei dem sie ihren Kurs in dem seit Jahren anhaltenden Atomstreit abstecken wollen. Die Sechsergruppe, zu der außer Deutschland die USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich gehören, will den Iran dazu bewegen, sein Nuklearprogramm vollständig offenzulegen.

Die Islamische Republik wird verdächtigt, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms den Bau von Atomwaffen anzustreben. Der Iran bestreitet das, hat aber bislang keine umfassenden internationalen Kontrollen zugelassen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat in ihrem jüngsten Atombericht zwar ein gewisses Entgegenkommen der Regierung in Teheran festgestellt. Die UN-Atomaufsicht bezeichnete es aber als glaubhaft, dass der Iran den Bau von Atomwaffen erforscht habe.

Ahmadinedschad will erneut vor die UN treten

Der Iran kündigte zudem an, Präsident Mahmud Ahmadinedschad wolle Ende September vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Rede halten. Vorbereitungen für die Reise zum UN-Sitz in New York würden getroffen, Details hingen jedoch noch von der Koordination zwischen Teheran und den Vereinten Nationen ab, sagte Ahmadinedschads Medienberater Ali-Akbar Dschawanfekr. Im vergangenen Jahr hatte Ahmadinedschad in der Vollversammlung mit Israel-feindlichen Äußerungen für einen Eklat gesorgt.

Es wäre Ahmadinedschads erste Reise in ein westliches Land seit seiner Wiederwahl Mitte Juni. Deren Rechtmäßigkeit wird von der reformorientierten Opposition angezweifelt, auch international wurde scharfe Kritik und deutliche Zweifel am Wahlerfolg Ahmadinedschads geäußert.

Reuters
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