Umsturz in Kirgistan "Ich erkenne meinen Rücktritt nicht an"

Kirgistan kommt nicht zur Ruhe: Der nach Weißrussland geflüchtete Ex-Präsident Bakijew sieht sich weiterhin als Staatschef, die Übergangsregierung fordert seine Auslieferung und das Blutvergiessen hält an.

Zwei Wochen nach dem Umsturz in Kirgistan ist die Lage in dem zentralasiatischen Land noch immer angespannt: Der gestürzte Präsident Kurmanbek Bakijew pochte am Mittwoch auf seinen Machtanspruch. "Ich erkenne meinen Rücktritt nicht an" sagte er in seinem Exil in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. "Keine Kraft kann mir meine Präsidentschaft nehmen, nur der Tod kann mich stoppen." Noch in der vergangenen Woche hatte Bakijew selbst handschriftlich seinen Rücktritt erklärt. Beobachter fürchten nun, dass seine neue Erklärung den Anhängern des 60-Jährigen Auftrieb gibt und damit zu weiteren Unruhen in der Ex-Sowjetrepublik führen könnte.

Bakijew rief die internationale Gemeinschaft von seinem weißrussischen Exil aus auf, die neue Regierung unter Rosa Otunbajewa nicht anzuerkennen. Er sei der rechtmäßig gewählte Präsident, erklärte er und bezeichnete die Interimsregierung als eine "Bande von Hochstaplern".

"Dieser Kriminelle muss uns übergeben werden"

Die Interimsregierung forderte unterdessen die Auslieferung Bakijews, um ihn wegen der blutigen Unruhen vom 7. April vor Gericht zu stellen. "Das kirgisische Volk kann es nicht gutheißen, dass Weißrussland einen Mann aufnimmt, der viele Menschen auf seinem Gewissen hat" sagte Otunbajewa. "Dieser Kriminelle muss unserem Land übergeben werden." Sollte Weißrussland dieser Aufforderung nicht folgen, werde Kirgistan die internationale Polizeibehörde Interpol einschalten.

Die Übergangsregierung will Bakijew wegen der tödlichen Schüsse auf Demonstranten, die in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek gegen ihn protestierten, vor Gericht stellen. Dabei kamen 85 Menschen ums Leben.

Washington und Moskau arbeiten bereits mit der neuen Führung in Bischkek zusammen. Otunbajewa will ein demokratisches Kirgistan aufbauen. Das Land gilt nach Jahren korrupter Vetternwirtschaft und krimineller Clanstrukturen unter Bakijew als völlig verarmt.

Tote und Verletzte nach neuen Unruhen

In Kirgisien war es am Dienstag erneut zu Zusammenstößen zwischen Anhängern der neuen Interimsregierung und Sympathisanten von Bakijew gekommen, in deren Folge fünf Menschen getötet und 30 verletzt wurden. Schwerpunkt der Krawalle war der Ort Majewka im Norden der Hauptstadt Bischkek, wie die Agentur Akipress meldete. Randalierer versuchten, dort Grund und Boden gewaltsam unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei kam es auch zu Schießereien. Die Übergangsregierung versicherte, die Lage unter Kontrolle zu haben.

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DPA/APN/AFP