Im Rennen um die demokratische US-Präsidentschaftskandidatur haben sich die Bewerber Hillary Clinton und Barack Obama den bisher heftigsten Schlagabtausch geliefert. Fünf Tage vor der mit Spannung erwarteten Vorwahl in South Carolina als erstem Südstaat in der diesjährigen Kandidatenkür warfen sich die Ex-First Lady und der schwarze Senator in einer CNN-Fernsehdebatte gegenseitig Tatsachenverdrehung vor. Auch Ex-Senator John Edwards debattierte mit, kam jedoch über weite Strecken wenig zu Wort.
Obama nannte Clinton eine "Unternehmensanwältin, die im Aufsichtsrat von Wal-Mart sitzt". Er bezichtigte die frühere First Lady, seine positiven Äußerungen über den früheren republikanischen Präsidenten Ronald Reagan bewusst verfälscht zu haben. Sie würde "alles zu sagen, um gewählt zu werden". Clinton unterbrach ihn mit der Bemerkung, sie habe seine Äußerungen über Reagan niemals kritisiert. "Aber Ihr Mann", entgegnete Obama. Sie sei hier, nicht Bill Clinton, erwiderte die Senatorin aus New York.
Beide unterstützten Irakkrieg
Clinton warf dem Senator für Illinois vor, Wahlkampfspenden eines unter Betrugsverdacht stehenden Geschäftsmanns angenommen zu haben. Und sie warf Obama vor, einst als Anwalt für einen zwielichtigen Besitzer von Mietwohnungen in den Slums von Chicago gearbeitet zu haben. Außerdem griff Clinton ihn an, weil Obama zwar 2002, als er noch kein Senator war, eine Rede gegen den Irak-Krieg gehalten habe. Nur ein Jahr später jedoch habe er sein Einverständnis für US-Präsident George W. Bush und dessen Kriegsführung im Irak erklärt. Seit Obama Senator sei, stimme er Jahr für Jahr für die Kriegskredite. "Senator Obama, es ist schwer, eine Debatte mit Ihnen zu führen, die geradeaus ist, denn Sie übernehmen niemals Verantwortung für Ihr Votum", sagte Clinton Obama seinerseits warf seiner Konkurrentin vor, sie nehme es mit den Fakten nicht genau und sei bereit "alles zu sagen um gewählt zu werden".
Clinton unterstützte 2002 den Irakkrieg, was ihr Obama vorwirft.
Kein Yeti im Weißen Haus
Auch Ex-Präsident Bill Clinton äußerte sich zu den Vorwahlen. Im Falle eines Wahlsieges seiner Frau würde er nur eine untergeordnete Rolle spielen: "Ich wäre der Yeti im Weißen Haus, ich würde jedem auf die Füße treten, selbst wenn ich versuchen würde, das nicht zu tun. Es wäre nicht möglich, das zu vermeiden", unterstrich er. Trotzdem wolle er beratend zur Seite stehen und im Weißen Haus wohnen, so Bill Clinton. Bei den Vorwahlen wird bestimmt, wer von den zahlreichen Bewerbern für die Demokraten und Republikaner antreten wird, um bei der Präsidentschaftswahl am 4. November Nachfolger von Bush als Staatschef zu werden. Begonnen hatte der Wahlmarathon 2008 am 3. Januar mit den Primaries in Iowa, wo der schwarze Kandidat Obama seine Konkurrentin Clinton überraschend deutlich besiegte. In South Carolina geht es für die demokratischen Bewerber am kommenden Samstag vor allem darum, die Stimmen der Schwarzen zu gewinnen. Sie machen rund die Hälfte der Wähler aus. Die republikanische Vorwahl in South Carolina hatte bereits am vergangenen Samstag Senator John McCain für sich entschieden.