In Großbritannien herrscht Verzweiflung ob der Entscheidung der amerikanischen Wähler, George W. Bush als US-Präsident zu bestätigen. "Wie können 59.054.087 Leute nur so dämlich sein?" titelt der "Daily Mirror". Der "Guardian" druckt eine ganze Seite schwarz. "Ach Gott-oh-Gott", steht in der Mitte. "Nicht noch vier Jahre mit diesem Mann, der so unfähig ist, dass er sich einmal fast mit einem Brezel ermordet hätte", entfährt es selbst dem konservativen Politiker Boris Johnson.
"Faustischer Pakt" für Blair
Die Briten waren mit großer Mehrheit für John Kerry, und sie reagieren erschüttert auf seine Niederlage. Die Enttäuschung ist wohl um so größer, weil es viele als enorm peinlich empfinden, als Alliierte im Irak-Krieg so eng mit Bush verbunden zu sein. Das ist auch das Problem von Premierminister Tony Blair. Er mag Bushs Wiederwahl als Bestätigung auch seiner Irak-Politik werten, doch nun wird er weiter Schulter an Schulter mit jenem Mann auftreten müssen, den so viele in der Labour-Partei leidenschaftlich hassen. Selbst Alastair Campbell, Blairs ehemaliger Chefberater, gibt zu, dass der "faustische Pakt", von dem die "Times" spricht, "eine schwere Belastung" für den Labour-Premier ist.
Das erklärt, warum der oft als "Schoßhund" geschmähte Blair in seiner Stellungnahme zu Bushs Wahlsieg geradezu kritische Töne anschlug, so als wolle er "die Pudellocken abschütteln". Der Terrorismus werde "nicht nur durch militärische Macht besiegt", mahnte er. Undm der Nahost-Friedensprozess sei die "größte politische Herausforderung" für Bush. Blairs Albtraum ist, dass Bush militärisch gegen Iran vorgehen könnte. Der Premierminister hat seinen Kredit aufgebraucht, seine Macht reicht nicht mehr, um noch einmal im Alleingang den Juniorpartner zu spielen. Hier sehen die Linken nun den einzigen Lichtblick. Wenn es wieder hart auf hart kommt, so meinen sie, wird sich Blair für Europa entscheiden müssen.
Schröder in "großer Erwartung"
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat US-Präsident George W. Bush zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Terrorismus, Armut und Umweltzerstörung aufgerufen. In einem Glückwunschtelegramm zu Bushs Wiederwahl schrieb Schröder: "Internationaler Terrorismus, die Gefahr der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, regionale Krisen, aber auch Armut, Klimaveränderungen und Epidemien bedrohen unsere Sicherheit und Stabilität. Diese Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam meistern."
Schröder schrieb, er sehe "mit großer Erwartung" der weiteren Zusammenarbeit "auf der Grundlage der engen Freundschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten" entgegen.
CDU-Chefin Angela Merkel brachte ihre Hoffnung auf bessere transatlantische Beziehungen zum Ausdruck. FDP-Chef Guido Westerwelle forderte die Bundesregierung dazu auf, die Initiative für eine Verbesserung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses zu ergreifen - unabhängig davon, "ob sich zwei Regierungschefs persönlich verstehen oder nicht".
Stoiber: Blick in die Zukunft
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hofft nach dem Wahlsieg von US-Präsident George W. Bush auf eine Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Der Blick müsse jetzt nach vorne und nicht zurück gerichtet sein, schrieb Stoiber in seinem Glückwunschtelegramm an Bush. "Alle sollten intensiv daran arbeiten, die deutsch-amerikanischen Beziehungen und die transatlantischen Bindungen wieder zu stärken." Gemeinsame Werte, gemeinsame politische Überzeugungen und gemeinsame Interessen seien ein starkes Band.
Deutschland Freund und Partner der USA
Bundespräsident Horst Köhler hat dem US-Präsidenten George W. Bush in einem Glückwunschtelegramm "viel Erfolg und Gottes Segen" für seine zweite Amtszeit gewünscht. "In den kommenden vier Jahren liegen weiterhin große Aufgaben vor Ihnen", schrieb Köhler. "Sie sind nicht nur für Ihr eigenes Land von Bedeutung, sondern haben auch globale Dimensionen." Deutschland werde den USA bei der Bewältigung dieser Aufgaben ein Freund und Partner sein.
"Wir Deutsche vergessen nicht, was wir den Vereinigten Staaten von Amerika zu verdanken haben - vom Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg über die Gewährleistung von Freiheit und Sicherheit unseres Landes im Kalten Krieg bis hin zur Wiederherstellung der Deutschen Einheit", versicherte Köhler nach Angaben des Bundespräsidialamts. Die Deutschen blieben auch künftig der transatlantischen Partnerschaft verpflichtet.
Japan mit USA gemeinsam für Frieden und Wohlstand
Der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi will nach dem Wahlsieg von US-Präsident George W. Bush die engen bilateralen Beziehungen noch verstärken. "Ich möchte mit Präsident Bush weiterhin kooperieren", sagte Koizumi. Gemeinsam mit Bush, zu dem er ein enges persönliches Verhältnis hat, wolle er "die internationale Gemeinschaft betreffende Angelegenheiten durch Stärkung der US-japanischen Allianz" angehen und sich für Frieden und Wohlstand in der Welt einsetzen.
Er erwarte nicht, dass sich an der US-Sicherheitspolitik grundsätzlich etwas ändern werde, sagte Koizumi. Der Regierungschef hatte sich trotz starker Ablehnung im eigenen Volk zu einem der größten Unterstützer des Vorgehens der USA im Irak profiliert.
"Am wenigsten kompetente Präsident seit Menschengedenken"
Der australische Regierungschef John Howard hat US-Präsident George W. Bush zu dessen Wiederwahl beglückwünscht. Die Regierung in Canberra hoffe nun, dass sich Washington weiterhin auf den internationalen Kampf gegen den Terror konzentriere, sagte der stellvertretende Ministerpräsident John Anderson. Auch der Chef der oppositionellen Labor-Partei, Mark Latham, gratulierte Bush. Vor der australischen Parlamentswahl vom 9. Oktober diesen Jahres hatte Latham ihn als den "am wenigstens kompetenten und gefährlichsten Präsidenten seit Menschengedenken" bezeichnet.
John Howards konservative Regierung gilt als enger Verbündeter der USA. Australien hatte sich mit rund 2000 Soldaten an der Invasion des Irak beteiligt.
Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao hat US-Präsident George W. Bush zur Wiederwahl gratuliert. Er hoffe, dass sich die "konstruktive Zusammenarbeit" zwischen den Regierungen der USA und Chinas weiter entwickeln werde, heißt es in der Botschaft Hus. Bereits in der ersten Amtszeit Bushs habe es in den Beziehungen beider Länder "deutliche Fortschritte in vielen Bereichen" gegeben. "Ich freue mich darauf, die Zusammenarbeit fortzusetzen", heißt es in der Botschaft Hus weiter.