Vergeltung Israel greift Dschihad-Lager in Syrien an

Die israelischen Streitkräfte haben ein Ausbildungslager der militanten Organisation Dschihad in Syrien angegriffen

Als Vergeltung für den palästinensischen Selbstmordanschlag in Haifa haben die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben ein Ausbildungslager der militanten palästinensischen Organisation Dschihad in Syrien angegriffen. Der Angriff in der Nacht zum Sonntag führte tief in syrisches Gebiet hinein, hieß es in einer Erklärung.

Im israelischen Rundfunk wurde der Name des Lagers als Ein Saher angegeben. Es werde außer von Dschihad auch von Hamas und anderen Organisationen genutzt. Die Vergeltungsaktion erfolgte, nachdem sich eine Selbstmordattentäterin in einem Restaurant von Haifa in die Luft gesprengt und 19 Menschen mit sich in den Tod gerissen hatte. "Nach diesem Angriff haben die Streitkräfte eine Operation gegen jene begonnen, die dahinter stecken, gegen jene, die Terror unterstützen, um den Bürgen Israels zu schaden", hieß es in der Militärerklärung.

Syrien wurde beschuldigt, Terror zu unterstützen und ständig Bemühungen zu unterlaufen, die Ruhe und Stabilität in die Region bringen könnten. Dschihad werde außer von Syrien auch von Iran unterstützt.

Vor zwei Jahren hatten israelische Kampfflugzeuge eine syrische Radarstation in Libanon angegriffen und dabei drei syrische Soldaten getötet. Der Angriff erfolgte nach einem Gefecht mit von Syrien unterstützten Guerillas in Libanon, bei dem einisraelischer Soldatt getötet worden war.

Luftangriffe in Gaza-Stadt

Kurz nach Mitternacht feuerten Augenzeugen zufolge Kampfhubschrauber Raketen auf das Haus eines militanten Palästinensers in Gaza-Stadt und auf Ziele im Flüchtlingslager El Bureidsch. Niemand sei schwer verletzt worden, hieß es. Am Samstag hatte sich eine Palästinenserin in einem Restaurant in Haifa in die Luft gesprengt und 19 Menschen mit in den Tod gerissen sowie etwa 50 verletzt. In Israel wurden Rufe laut, die Mitte September beschlossene Ausweisung des Palästinenser- Präsidenten Jassir Arafat umzusetzen. Aus israelischen Regierungskreisen verlautete am Sonntag, es stünden keine unmittelbare Entscheidungen über Arafat bevor. Der Palästinenserpräsident verurteilte die Tat.

Nach dem Attentat war wie in der Vergangenheit mit einer harten Vergeltung Israels gerechnet worden. Aus palästinensischen Sicherheitskreisen verlautete, der Angriff in Gaza-Stadt habe Munther Kanita von der israelfeindlichen Hamas-Bewegung gegolten. Kanita war jedoch nicht in seinem Haus, das beschädigt wurde. Bei dem Angriff auf das Flüchtlingslager wurde ein Stromgenerator getroffen, woraufhin weite Teile im zentralen Gaza-Streifen ohne Strom waren. Berichte über Verletzte gab es nicht. Nach Augenzeugenberichten zerstörte die israelische Armee am Sonntagmorgen in Dschenin im Westjordanland das Haus, in dem sieben Familienangehörige der 29-jährigen Attentäterin lebten.

Israel hat in der Vergangenheit immer gezielt führende Mitglieder von Gruppen wie die Hamas angegriffen, die zahlreiche Israelis bei Selbstmordanschlägen getötet hat. Zu dem Anschlag am Samstag hatte sich sich die militante Organisation Islamischer Dschihad bekannt, die auch den Namen der Attentäterin bekannt gab. Das Attentat stieß international auf scharfe Kritik. US-Präsident George W. Bush bezeichnete die Tat als verabscheuungswürdig. Er forderte die Palästinenser auf, gegen den Terror vorzugehen. Dieser sei das größte Hindernis für die Vision zweier Staaten, die friedlich und in Sicherheit nebeneinander lebten.

Augenzeugenberichten zufolge zogen rund 30 Anhänger Arafats, darunter auch Ausländer, zu dessen Hauptquartier in Ramallah im Westjordanland, um den Palästinenser-Präsidenten zu schützen. Israel macht Arafat für die Gewalt verantwortlich und hat ihn faktisch unter Hausarrest gestellt. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) rief die internationale Gemeinschaft zum Schutz Arafats auf.

Arafat verurteilte den Anschlag, warf Israel jedoch vor, den Vorfall als Ausrede zu nutzen, um die internationalen Friedensbemühungen zu blockieren. Der designierte palästinensische Ministerpräsident Ahmed Kurei drängte die Palästinenser, derartige Aktionen gegen Zivilisten vollständig einzustellen. Israel kritisierte die Aufforderung als "zu wenig und zu spät".

Das Attentat dürfte jedoch den Druck auf die Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon erhöhen, Arafat auszuweisen. "Arafat ist ein lebendes Hindernis für den Frieden geworden", sagte Israels Wissenschaftsminister Elieser Sandberg Reuters.