Ausgekifft Warum Thailand beim legalen Cannabis eine Kehrtwende macht

Ein Mann raucht einen Joint in Bangkok
Ein Mann raucht einen Joint in Bangkok: Seit 2020 ist Kiffen in Thailand erlaubt, jetzt soll die Legalisierung zurückgedreht werden.

 
© Thomas De Cian
Vor zwei Jahren hat Thailand Marihuana legalisiert und wurde zum Gras-Mekka. Doch die Regierung in Bangkok will dem nun ein Ende bereiten und nur noch medizinisches Cannabis erlauben. Katerstimmung bei Kiffern.

Thailand, das beliebte Reiseland in Südostasien, ist eigentlich bekannt für seine harte Drogenpolitik. Lange Haftstrafen und sogar die Todesstrafe werden eingesetzt, um Kriminelle abzuschrecken.

Daher war es eine überraschende Wendung, als Thailand im Jahr 2022 als erstes asiatisches Land Cannabis legalisierte. Zehntausende Cannabis-Shops entstanden, Touristen strömten der Droge wegen nach Pattaya und Phuket, feierten "Green Partys". Bangkok wurde zum Amsterdam Asiens.

Thailand will Cannabis zum Schutz der Kinder stärker regulieren

Doch auf zwei Jahre High folgt nun das Low: Thailands Regierung will die Freigabe von Cannabis und Marihuana wieder einschränken. Noch in diesem Jahr soll Schluss sein mit Kiffen unter Palmen und Gras-Shopping in Bangkok.

Gesundheitsminister Cholnan Srikaew kündigte Anfang Februar einen Gesetzentwurf an, der den Freizeitkonsum von Cannabis verbieten soll. Die Droge soll nur noch zu medizinischen Zwecken verwendet werden dürfen – so wie es ursprünglich geplant war. Der seit August amtierende Regierungschef Srettha Thavisin hat sich wiederholt gegen den Genuss von Cannabis ausgesprochen. Bis Ende des Jahres soll der Freizeitkonsum der Vergangenheit angehören.

Cholnan begründet die Kehrtwende damit, dass Cannabis ohne Regulierung missbraucht werde. Der Markt in Thailand ist praktisch unreguliert und unkontrolliert. "Der Missbrauch von Cannabis hat einen negativen Einfluss auf die thailändischen Kinder. Langfristig könnte das zu anderen Drogen führen".

Hohe Erwartungen an die Legalisierung

Es dauerte nicht lange, bis nach der Freigabe von Marihuana Schlagzeilen über drogenbedingte Gewalt und Drogenmissbrauch unter Jugendlichen in den thailändischen Medien kursierten. Das Gesundheitsministerium in Bangkok meldete einen sprunghaften Anstieg der Zahl an Menschen, die sich wegen psychischer Probleme mit Cannabis in Behandlung begaben: von mehr als 37.000 Patienten im Jahr 2022 auf mehr als 63.000 Patienten im Jahr 2023, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Andere Studien wiesen darauf hin, dass mehr junge Menschen die Droge konsumieren. 

Dabei hatte sich die thailändische Politik von der Legalisierung mehr versprochen. Nach der Legalisierung haben Unternehmen viel Geld investiert. Die Universität der thailändischen Handelskammer schätzt, dass der boomende Cannabis-Sektor bis nächstes Jahr einen Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar erreichen könnte. Die Bhumjaithai-Partei, die mit der Legalisierung 2019 in den Wahlkampf zog, versprach Bauern, dass Cannabis eine neue Nutzpflanze werden würde. Man erhoffte sich auch eine Entlastung der überfüllten Gefängnisse des Landes.

Auch die Einnahmen durch den Tourismus spielten eine Rolle. Touristen aus ganz Asien kamen nach Thailand, um Gras zu konsumieren. Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequelle und Wirtschaftsmotor des asiatischen Landes, das damit mehrere Milliarden US-Dollar einnimmt. Die Betreiber von Cannabis-Shops argumentieren, dass sie zur Erholung des Tourismussektors des Landes beitragen, der durch die Corona-Pandemie stark gelitten hatte.

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Cannabis-Läden vor dem Aus

Nach dem neuen Gesetz soll Cannabis zu einer kontrollierten Pflanze werden, so Cholnan. Der Anbau muss künftig genehmigt werden, andernfalls droht Gefängnis. Der Handel mit der Droge soll nicht mehr online stattfinden, und der Verkauf an Schwangere und Personen unter 20 Jahren wird verboten sein. Das Rauchen von Gras in der Öffentlichkeit wird ebenfalls untersagt. Bei Verstoß droht eine Geldstrafe von rund 1500 Euro.

Im Wahlkampf 2023 wurde das legale Gras zum heißen Thema, und alle großen Parteien versprachen, den Cannabis-Konsum auf medizinische Zwecke zu beschränken, einschließlich der Bhumjaithai. Der Gesetzesentwurf soll im März dem Kabinett zur Genehmigung vorgelegt werden und noch in diesem Jahr vom Parlament verabschiedet werden.

Für die tausenden neongrünen Cannabisläden ist das neue Gesetz ein herber Rückschlag. Illegal betriebene Läden dürfen nicht mehr weitergeführt werden, was viele Arbeitsplätze gefährdet. Ladenbesitzer sehen das Problem eher in der mangelnden Durchsetzung der Regeln, wie Chokwan "Kitty" Chopaka, Inhaberin eines Cannabisladens in Bangkok. Viele Beamte würden Cannabis immer noch als gefährliche Droge betrachten. "Wir dagegen sehen es als Pflanze. Es ist ein Kraut. Es ist etwas, das wir traditionell seit sehr langer Zeit haben", sagte sie AP.

"Dieser Gesetzesentwurf ist bereits ein Kompromiss"

Rattapon Sanrak, der Gründer des ersten legalen Cannabisladens in Thailand, bezeichnete den neuen Gesetzesentwurf als Überreaktion. Ein solcher Schritt sei unpraktisch, wenn nicht gar unmöglich, bedenke man, wie groß die Industrie geworden sei. "Jeder, der jetzt ein Geschäft betreibt, wird zum Drogenhändler", sagte er AP.

"Ich glaube, es gibt niemanden, der gegen die Kontrolle des Konsums bei Minderjährigen ist. Niemand will Leute auf der Straße Gras rauchen sehen", fügte er hinzu. "Verkäufer wollen auch keine Straßenhändler sehen, die ohne Lizenz verkaufen."

Gesundheitsminister Cholnan spielt die Bedenken und Gegenargumente herunter. Das neue Gesetz werde den Status von Cannabis als Nutzpflanze nicht beeinträchtigen. Züchter und Produzenten müssten sich lediglich an strengere Vorschriften halten, die höhere Standards für die medizinische Verwendung verlangen. Dies bedeute einen Mehrwert für ihre Produkte. "Wir unterstützen keine wirtschaftlichen Aktivitäten, die eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen könnten", sagte er laut der "Bangkok Post". Er fügte hinzu, dass die Regierung einen noch härteren Ansatz hätte wählen können. "Dieser Gesetzesentwurf ist bereits ein Kompromiss."

Quellen: Nachrichtenagenturen AFP, AP und Reuters, Reuters (2), "Bangkok Post", Euronews, "Siam Legal"