Das ganze Video dauert 38 Sekunden. Es zeigt, wie der russische Präsident Wladimir Putin die kleine Gedenkhalle im Zentralklinikum in Moskau betritt, um dem früheren Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow die letzte Ehre zu erweisen. Der Verstorbene ist in einem offenen Sarg aufgebahrt, wie es russische Tradition ist. Gorbatschow war am Dienstag im Alter von 91 Jahren verstorben.
Putin trägt einen Strauß roter Rosen, den er am Rand des Sarges ablegt. Er hält wenige Augenblicke inne, blickt noch einmal auf das Porträt Gorbatschows, verbeugt sich, fasst an den Sarg und bekreuzigt sich. Dann ist schon Schluss. Die Inszenierung wirkt sachlich und knapp, darf aber als Standard gewertet werden.
Der Höflichkeit geschuldet
Etwas anderes ist es, dass Putin der Trauerfeier fernbleibt. Das sagt mehr darüber aus, was Putin und viele in Russland von Gorbatschow halten: nicht besonders viel oder noch weniger. Für viele Russen gilt er als Bestatter der großen Sowjetunion. Im Telegramm an die Familie ließ Putin es offen, wie er den Einfluss und das Wirken des Verstorbenen bewertet. Michail Gorbatschow "war ein Politiker und Staatsmann, der gewaltigen Einfluss auf den Lauf der Weltgeschichte hatte". Es sind eher recht allgemein gehaltene Worte. Sie sind wohl der Höflichkeit geschuldet, so wie der Besuch am offenen Sarg im Video, aber kaum wohlwollend.