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"Gorch Fock"-Sanierung 135 statt zehn Millionen Euro: Von der Leyens Ministerium gibt gravierende Fehler zu

Gorch Fock
Die "Gorch Fock" unter vollen Segeln. Derzeit wird das Segelschulschiff der Marine auf der Werft in Elsfleth saniert, die Kosten sind dabei völlig aus dem Ruder gelaufen
© Carsten Rehder / DPA
Die heftig gestiegenen Kosten bei der Sanierung des Marineschulschiffs "Gorch Fock" gehen laut Bundesrechnungshof auf Schwere Fehler des Verteidigungsministeriums zurück. Die Regierung räumt Fehler ein.

In der Affäre um das Marine-Segelschulschiff "Gorch Fock" hat das Bundesverteidigungsministerium einem Medienbericht zufolge gravierende Fehler eingeräumt. Die "Welt" berichtet, das Ministerium habe nach einer umfangreichen Prüfung der internen Revision die schweren Vorwürfe des Bundesrechnungshofes weitgehend bestätigt.    

In einer Stellungnahme, die dem Bundestag übermittelt wurde, heißt es demnach, obwohl die Prüfungen noch nicht abschließend aufgearbeitet worden seien, erlaube der bisherige Wissensstand "bereits festzustellen, dass wir dem überwiegenden Teil der Darstellungen des Bundesrechnungshofes sowie den Empfehlungen im Wesentlichen folgen und die zusammenfassenden Bemerkungen teilen".    

War "Gorch Fock" Gefahr für Leib und Leben?

Der Rechnungshof hatte Anfang Januar Medienberichten zufolge in einem Prüfbericht schwere Versäumnisse bei der Instandsetzung des im Jahr 1958 gebauten Segelschiffs festgestellt. So waren für die Sanierung des Dreimasters Ende 2015 noch knapp zehn Millionen Euro veranschlagt worden. Inzwischen sind die Kosten auf 135 Millionen Euro angestiegen. Der Rechnungshof bemängelte unter anderem, vor der Instandsetzung habe es weder eine umfassende Schadenaufnahme noch eine ausreichende Untersuchung der Wirtschaftlichkeit gegeben.

Allerdings weist das Verteidigungsministerium dem "Welt"-Bericht zufolge einige Vorwürfe des Rechnungshofes zurück. Insbesondere widerspricht das Ressort der Feststellung der Finanzkontrolleure, die "Gorch Fock" habe über Jahre "eine Gefahr für Leib und Leben der Besatzung und der Offiziersschüler" dargestellt.     

In der Stellungnahme schreibt das Ministerium, eine solche Gefahr habe "jedenfalls seit Abschluss der Instandhaltungsmaßnahmen 2012 bis zum Beginn des aktuellen Instandhaltungsvorhabens nicht bestanden". Die Sicherheit der Soldaten sei nicht beeinträchtigt gewesen.    

Der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen, Tobias Lindner, forderte das Verteidigungsministerium in der "Welt" auf, sich künftig "nicht nur als Opfer der kriminellen Machenschaften einer Werft zu inszenieren". Das von Ursula von der Leyen (CDU) geführte Ministerium habe "auch erhebliche eigene Fehler gemacht".

Jenny Böken war 2008 aus ungeklärten Gründen nachts von Bord des Segelschulschiffs gestürzt. Ihre Familie erhebt jetzt neue Vorwürfe gegen die Ermittler, die von einem Unfalltod ausgegangen waren und die Akten 2009 geschlossen hatten. 

Quellen: "Welt", Nachrichtenagentur AFP

wue

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