Polit-Talk Klaus von Dohnanyi wirbt um Verständnis für Wladimir Putin und bringt Markus Lanz gegen sich auf

SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi und Markus Lanz im Austausch
SPD-Politiker Klaus von Dohnanyi und Markus Lanz waren bei Putins Rolle in Syrien unterschiedlicher Auffassung.
© Cornelia Lehmann / ZDF
Im Talk bei "Markus Lanz" sorgt SPD-Urgestein Klaus von Dohnanyi mit Verständnis für Wladimir Putins Eingreifen im Syrien-Konflikt für Empörung. Als Lanz nachhakt, weicht der 93-Jährige aus.

Klaus von Dohnanyi ist ein politisches Urgestein. Der 93-Jährige ist seit 65 Jahren Mitglied der SPD, saß zwölf Jahre für die Sozialdemokraten im Bundestag und war von 1972 bis 1974 Bildungsminister im Kabinett von Willy Brandt. Auch wenn von Dohnanyi sich mittlerweile aus der Öffentlichkeit etwas zurückgezogen hat, tritt er dennoch gelegentlich bei Polittalks auf. Die Runde bei "Markus Lanz" befasste sich am Donnerstagabend ausführlich mit dem Ukraine-Krieg, bei dem von Dohnanyi mit einer Verteidigung Wladimir Putins für Aufsehen sorgte.

Als Lanz und der Strategieberater Julius van de Laar aufzählten, was Putin auf der Krim, in Tschetschenien, Georgien oder Syrien gemacht habe, mischt sich das SPD-Urgestein ein. Man müsse die Sachen alle einzeln aufdröseln, so von Dohnanyi. "In Syrien zum Beispiel verteidigt Putin seinen – ob man das mag oder nicht – Verbündeten Assad", fuhr von Dohnanyi fort. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags habe darauf hingewiesen, dass die Amerikaner mit der Unterstützung einer aufständischen Armee das Völkerrecht gebrochen hätten. "Putin hat sich völkerrechtlich so verhalten, wie er es einem Verbündeten geschuldet hat", erklärte von Dohnanyi unter Berufung auf den Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes und erntete Kopfschütteln beim Moderator.

"Markus Lanz": Klaus von Dohnanyi zeigt sich als Russland-Versteher 

"Herr von Dohnanyi, ne", entfuhr es Lanz, der auf der Fortsetzung des Syrien-Themas beharrte und wissen will, ob der Einsatz Putins in Syrien wirklich völkerrechtlich in Ordnung war. "Das sagt der Bundestag. Ich zitiere den Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestags", so von Dohnanyi. Ob er denn auch der Meinung sei, nahm Lanz seinen Gast ins Verhör. Er wisse von bestimmten Dingen nicht genug, aber wenn der Wissenschaftliche Dienst einen schriftlichen Bericht an den Bundestag gebe, "dann lohnt es sich, das zu diskutieren", argumentierte der 93-Jährige. "Ich verteidige doch nicht Putin, weder heute, noch gestern."

Lanz aber war mit der Antwort noch immer nicht zufrieden, erzählte unter Verweis auf das Staatsfolter-Verfahren in Koblenz von den Verhörprotokollen von Folteropfern des Assad-Regimes. "Da läuft es Ihnen kalt den Rücken runter. Dieser Mann, Assad, der ohne Putin längst Geschichte wäre, hat das zu verantworten. Und es war Wladimir Putin, der dafür gesorgt hat, dass dieses Regime weiter fest im Sattel sitzt", entfuhr es Lanz. Es tue ihm wirklich leid, aber man könnte nicht emotional die Bombardierung Hamburgs 1943 zitieren und bei Aleppo rein juristisch argumentieren. "Ich bin kein Freund von Assad, ich bin kein Freund von Putin. Ich bin der Meinung, dass man auf dem Wege von Krieg und Gewalt gewisse Dinge nicht lösen kann", antworte von Dohnanyi. Es bedürfe dafür auch der Diplomatie und des Verständnisses der anderen Seite. "Es klingt immer so, als ob wir selber Schuld seien, aber am Krieg in der Ukraine ist nur ein Mann Schuld und das ist Wladimir Putin", entgegnete Lanz. Zumindest dort stimmte ihm von Dohnanyi zu.

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